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Stockwerken übereinander angebrachten Doppelfenstern aus dem einfachen Unterbau
zierlich und luftig emporsteigen.
Als Gegenstück der Prosi'ker Miniatnrbasilica der vorigen Epoche ragt unter den
Landkirchen dieser zweiten Periode als ihre Königin die kleine, mit drei Apsiden und zwei
Fa^adenthürmen ausgestattete, in drei Schiffe gegliederte Dorfbasiliea in Tismitz hervor,
als deren Arkadenträger — das einzige Beispiel dieser Art in Böhmen — abwechselnd
Pfeiler und Säulen dienen.
Der Reiz der zierlichen Architektur wird durch das zum Bau verwendete Mate r i a l e
noch gesteigert, indem das Mauerwerk durchwegs aus gut bearbeiteten Quadersteinen
besteht, wie dieselben die nächsten Steinbrüche geliefert haben. Wenn schon die natürliche
Farbe des Plänergesteins, des Sandsteins oder Granits dem Gebäude das Aussehen
eines soliden Baues verliehen hat, wird der malerische Eindruck durch einen regelmäßigen
Wechsel von zwei verschiedenfarbigen Steinarten noch bedeutend gehoben, wie es der
Baumeister an den Kirchen zu Planan und Rudig sehr glücklich zu Stande brachte. Der
zum Bau verwendete Mörtel hat eine bewunderungswürdige Festigkeit und hat zu der
guten Erhaltung so zahlreicher Denkmale nicht wenig beigetragen.
Der für das Aufblühen des romanischen Stils so fruchtbare Boden des XII. Jahr-
hunderts wurde aber durch die eben angeführten reich geschmückten Landkirchen keineswegs
erschöpft. Außer der durch den Herzog Borivoj II. aus Dankbarkeit für seine Errettung
im Jahre 1115 gestifteten Collegiatkirche zu S a d s k a entstand nämlich in demselben
Zeitraume eine ganze Reihe von großartig angelegten Klosterkirchen mit den dazu
gehörigen Stiftsgebäuden. Wohin das Auge in Böhmen blicken mag, überall begegnet
es monumentalen Klosterstiftungen, welche böhmische Herrscher, Magnaten des Landes
und ihre Gemalinnen als bleibendes Andenken ihrer religiösen Begeisterung bauen ließen.
Der iu der ersten Periode eingeführte Benedikt inerorden wurde durch neue Stiftungen
bedeutend vermehrt. Herzog Svatopluk gründete im Jahre 1108 das Kloster Kladrnb,
welches von Vladislav I. im Jahre 1115 vollendet und zu seiner Grabstätte erwählt
wurde; die beiden Brüder Wilhelm und Hermann von Snlzpach erbanten im Jahre 1120
das Benediktinerstift Vilömov; ähnliche Klöster wurden in Postelberg und Seelau
(Zelivo) errichtet; endlich ist die Brevnover Propstei in Podlazitz dnrch den König
Vladislav I. im Jahre 1159 zu einer Abtei erhoben worden, während dessen Gemalin
Jndita ein Nonnenkloster desselben Ordens in Teplitz erbante. Zn den „schwarzen
Mönchen" gesellten sich um die Mitte des Jahrhuuderts „weiße" Regulareanouiker des
ueugestifteten Prämonstratenserordens, welchen unter Vermittlung des berühmten
Olmützer Bischofs Zdik der Bischof von Prag Johann I. in Böhmen einführte. König
Vladislav I. stiftete im Jahre 1141 das erste Prämonstratenserkloster S t r ahov in Prag,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Volume 15
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Böhmen (2)
- Volume
- 15
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1896
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.07 x 22.35 cm
- Pages
- 708
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch