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niedrigen Spitzbogenportals der Südseite. Die Anlage hielt sich in bescheidenen Grenzen
und die Ausstattung blieb einfach. Fast dieselbe Eintheilnng wie die Skntscher Spitalskirche
zeigt die derselben Bauperiode angehörende Kirche in Koci, in deren gleichgegliedertem
Presbyterium den Eselsrücken der Sacramentshäuscheuumrahinung zwei in Kreuzblumen
schließende, mit derben Krabben besetzte Fialen flankiren. Der spitzbogige Westeingang
zeigt die Jahreszahl 1397. Der hölzerne Oberbau des gewölbten Presbyteriums, die
Holzdecke des Schiffes uud der im Blockverbande ausgeführte Westthurm, zu welchem
eine gedeckte Brücke hinüberführt, ist jünger, weshalb das Denkmal nicht, wie es
meist auch mit der bekannten Braunauer Friedhofskirche geschehen, als Holzbau der
luxemburg'scheu Zeit aufgeführt werden darf. Derselben gehört nur der steinerne,
ursprünglich ganz gewölbte Unterbau an, dessen Übereinstimmung mit der in Skntsch
eingehaltenen Anordnung, falls sie nicht aus dem soust ziemlich verbreiteten Typus der
Anlage kleiner Landkirchen sich ergab, auf die Beschäftigung desselben Meisters, des
Peter Lntka aus der Prager Neustadt, deuten würde. Letzterem wurde wahrscheinlich auch
die Erbauung der durch ihre Wandmalereien interessanten Kirche in Libisch übertragen,
die nur wenige Jahre vor dem Bau in Koci vollendet wurde. Die Presbyterinmsanlage
des einschiffigen, heute wie in Koci mit flacher Holzdecke im Langhause ausgestatteten
Kirchleins stimmt vollständig mit den beiden zuletztgenannten Denkmalen überein und
zeigt bei sonstiger Einfachheit in den Profilirnngen und der Cousoleubehaudlung einen
manchmal originellen Zug derben Geschmacks. Der Bau gewinnt auch dadurch an
Interesse, daß Peter Lntka bei Übernahme anderer Kirchenanlagen vertragsmäßig zur
Nachbildung gewisser Details der Libischer Anlage verpflichtet wurde. Soweit sich die
Thätigkeit Peter Lutka's, der wahrscheinlich einige Zeit auch in königlichen Diensten stand,
niit urkundlicher Sicherheit verfolgen läßt, erstreckte sie sich vorwiegend auf die Ausführung
kleinerer Bauten und entwickelte offenbar kein so abgeschlossenes, künstlerisch bedeutsames
System wie die Peter Parlers, wenn sie auch vielleicht zahlreichere Objecte umfaßte. Nächst
Peter Lutka erhielt am Ende des XIV. und am Beginn des XV. Jahrhunderts der Prager
Steinmetz- und Maurermeister Nikolaus Plik die meisten, vorwiegend Profanbauteu
geltenden Aufträge in der Landeshauptstadt und auf dem Lande; so stecken z. B. in dem
Schlosse Worlik, wohin Peter Zmrzlik von Svojsin den Genannten berief, sicher hente
noch einige, allerdings nicht näher bestimmbare Reste der Arbeit dieses Meisters.
In Prag, wo die bei dem Ausbruch der religiösen Streitigkeiten bald bekannt
gewordene Betlehemskirche nur in bescheidenen Dimensionen am Schlüsse des XIV. Jahr-
hunderts vollendet wurde, erregte die auf der Prager Neustadt erbanteFrohnleichnams-
kapelle durch die ganz abweichende Form allseitiges Aufsehen. Der von der Prager
Frohnleichnamsbrnderschaft 1382 begonnene Ban, der 17!11 gänzlich abgetragen wurde,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Volume 15
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Böhmen (2)
- Volume
- 15
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1896
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.07 x 22.35 cm
- Pages
- 708
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch