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Auch die Herrensitze auf dem Laude werden zu dieser Zeit neu errichtet oder dem
herrschenden Geschmack entsprechend adaptirt. Eine der frühesten Schloßbauten dieser
Zeit ist das Schloß zu Rauduitz, welches Fürst Wenzel Eusebius Lobkowitz in deu Jahren
1652 bis 1684 ausführen ließ. Den ersten Plan lieferte Francesco Caratti, welcher den
Ban bis 1665 geleitet hat, worauf Carlo Orsolini folgte. Als dieser am 24. März 1667
starb, trat Antonio da Porta ein, welcher als der eigentliche Erbauer zu betrachten ist.
Porta stand bis 1697 in fürstlichen Diensten und hatte auch das Schloß Libochovitz des
Grafen Sternberg, das Schloß Bilin des Grafen Wenzel Ferdinand von Lobkowitz und
andere erbaut. Auf einfachem, rechteckigem Grundriß angelegt, an seinen Außenseiten durch
mächtige Pilaster einfach decorirt, macht das Schloß Randnitz infolge seiner herrlichen,
die Gegend beherrschenden Lage im Ganzen einen großartigen Eindruck; auch das Innere
ist einfach behandelt und nur in dem Flügel, durch welchen man eintritt, zeigt sich größere
Pracht; die beiden Treppen, die reiche, wenn auch etwas grobkörnige Stnccodecoration auf-
weisen, sind von bedeutender Wirkung.
Die mächtigen Pilaster- und Säulenstellungen sind für eine Gruppe der in der zweiten
Hälfte des XVII. Jahrhunderts entstandenen Bauten charakteristisch. Wir begegnen ihnen
am Elementinnm, wo sie dnrch ein perspektivisches Kunststück, trotz der Schmalheit der
Gasse, ungemein wirkungsvoll hervortreten, und wir finden sie an den Palästen Nostitz
auf der Kleinseite und ins Kolossale gesteigert am Palast Ezernin am Hradschin
wieder. Bei letzterem, von Johann Humprecht Grafen von Ezernin gegründeten Bau
treffen wir wieder Francesco Caratti an, welcher neben Giovanni Battista de Rossi als
Urheber desselben bezeichnet wird. Das gegenwärtig als Kaserne dienende Palais stand
schon zur Zeit des im Jahre 1682 erfolgten Todes des Bauherrn nahezu vollendet da,
doch wurde an der inneren Ausstattung, bei welcher der Maler Reiner und der Plastiker
Braun betheiligt waren, noch am Beginn des XVIII. Jahrhunderts gearbeitet. Bei anderen
Schloß- und Palastbauten haben sich die Architekten einer größeren Einfachheit beflissen
und es etwa nur bei dem Hervorheben des durch Säulen flankirten Portals und einer
Abwechslung von dreieckigen und flachbogigen Fensterbekrönnngen, wie sie bei Porta
vorkommen, bewenden lassen. Derart ist das aus deu Jahren 1689 bis 1691 stammende,
gegenwärtige Palais Toscana am Hradschiner Platz nnd das von Wenzel Grafen von
Sternberg in den Jahren 1680 bis 1688 erbaute Schloß Troja beschaffen, doch wurde
bei dem letztere» Bau sowohl im Innern, in den mit Sculpturcu, Stnccatnren nnd Fresko-
malereien geschmückten Gemächern und Gängen, als auch in dem anliegenden Garten
vollste Pracht entfaltet; höchst malerisch wirkt die dem Garten zugekehrte, mit Balustraden
uud Bildwerken gezierte große Treppe und die mit mächtigen Terracottavasen ausgestattete
Terrasse. Eiue Garteutreppe wird von nun an ein Hauptbestaudtheil ähnlicher Bauteu;
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Volume 15
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Böhmen (2)
- Volume
- 15
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1896
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.07 x 22.35 cm
- Pages
- 708
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch