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Sadelers gefördert wurde. Zahlreiche Porträts Rudolphs II., seiner Künstlerschaar, seiner
Hofleute, verdanken der Trias: Spranger, van Achen und Sadeler ihren Ursprung.
Eine Anzahl religiöser Bilder gesellt sich den Bildnissen zu, doch in diesen liegt nicht das
Hauptgewicht der Schule. Mythologische Darstellungen, mit Vorliebe erotische Scenen
behandelnd, die verschiedenen Allegorien der Tugenden, der sieben freien Künste, der
Welttheile, der Elemente uud der Planeten, Darstellungen verschiedener Beschäftigungen
und Lustbarkeiten, das ganze Wissen und Treiben der Zeit in anschaulicher Form, —
das ist der eigentliche Bilderkreis der höfischen Kunst, welcher, durch die Richtung des
Studiums, der Literatur gefördert, über die Wälle Prags hinüberdringt und in den
Sälen der Schlösser und Rathhäuser, an den Fanden, an Thürmen und Thoren immer
wiederkehrt.
Neben den fremden höfischen Künstlern bethätigen sich einheimische, zur Eoufrater-
uität zählende Maler. Im Jahre 1598 werden die Satzungen neu festgesetzt und bereits
im Jahre 1595 die Malerei zur freien Knnst erhoben. Unter den heimischen Künstlern
erfreuen sich Simon Hutsky von Bürglitz und Daniel Alexius von Kvetuä, welcher die
erzbischöfliche Kapelle in Prag ausgemalt hat, eines guten Rufes.
Ein gewisses Festhalten an alten Traditionen ist in den Arbeiten heimischer
Künstler mit niederländisch-wälschen Einflüssen vermischt. Dies gilt auch von den
Malern und ihren Werken auf dem Lande, außerhalb Prags. Eine ganze Schaar von
Malern treffen wir in Südböhmen, zumeist in Rosenberg'schen Diensten thätig. Bald sind
es Einflüsse der niederländischen, insbesondere Spranger'schen Richtung, bald direktes
Anlehnen an die italienische Kunst, welche sich hier bemerkbar machen. Als Beispiel
ersterer Art mag die ziemlich gut erhaltene Ausstattung des großen Saales auf dem
Schlosse zu Rosenberg gelten. Die mythologischen Gruppen, die Darstellungen aus dem
menschlichen Leben von der Wiege bis zum Grabe, sind ebenso charakteristisch wie die in
einem andern Gemach daselbst befindlichen Darstellungen der Planeten.
Ähnlich gestalten sich die Verhältnisse in anderen Gegenden, aber Hervorragendes
trifft man allerdings selten an. Eine Künstlergestalt verdient jedoch besondere Beachtung,
der Ehrudimer Maler Mat thäus Radous, dessen Leistungen die Thätigkeit einer
kleineu Loealschnle, die sich in Chrudim während des XVI. Jahrhunderts herangebildet
hat, würdig abschließen. Allem Anschein nach gehören die Malereien des böhmischen, im
Jahre 1570 entstandenen Eantionale, welche sich in den figurenreichen Compositionen
dem Besten was Puler geleistet hat, an die Seite stellen, seiner Hand an; sicherlich sind
als seine Werke die farbenprächtigen böhmischen Gesangbücher der Stadt Königgrätz, in
den Jahren 1585 bis 1604 entstanden, beglaubigt. Zahlreiche Lehrlinge versammeln sich
nm deu Meister, welcher als Typus eines Landstadtmalers und zugleich als der
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Volume 15
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Böhmen (2)
- Volume
- 15
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1896
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.07 x 22.35 cm
- Pages
- 708
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch