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„Privatgesel lschaft patriotischer Kunstfreunde" gründeten, deren vornehmster
Zweck „die Wiederemporbringnng der Kunst und des Geschmackes" sein sollte. Als die
dienlichsten Mittel zur Erreichung dieses Zweckes wurden erkannt: erstens die Aufstellung
einer Gemäldegal ler ie , um darin die noch in Böhmen zurückgebliebenen Kunstwerke vor
Verderben zu schützen und dem Verschleppen derselben vorzubeugen, und zweitens die
Gründung und Einrichtung einer Kunstschule, worin juuge Künstler angeleitet werden
sollten, sich in ihren Arbeiten den in der Gemäldegal le r ie zu sammelnden Vorbildern
zu nähern. Diese nuu nahezu hundert Jahre wirkende Privatgesellschaft hat unvergängliche
Verdienste um das Wiedererblühen der bildenden Künste in Böhmen, insbesondere der
Malerei. Die beiden von ihr gegründeten und seitdem verwalteten Kunstinstitute bestehen
noch heute in erneuerter voller Kraft; die Gemäldegallerie, seit 1884 in das neuerbaute
KünstlerhausRudolphiuum übersiedelt, vertritt in Böhmen die Stelle einer Nationalgallerie
und an der Akademie bildender Künstler, jetzt „Malerakademie", genossen viele Künstler,
die in der gesammten Kunstwelt einen Namen haben, ihre erste Vorbildung.
Bei der Wahl des ersten aus acht Mitgliedern bestehenden Ausschusses wurden in
denselben auch drei Männer aus dem Bürgerstande aufgenommen, darunter der vorhin
schon genannte J o h a n n Qui r in J a h n , der als der letzte Oberälteste der im Jahre
1783 aufgelösten, seit dem Jahre 1348 ununterbrochen in Prag bestandenen Maler-
Consraternität gewissermaßen den Übergang der alten zur neueren, mit der Gründung
der „Privatgesellschaft patriotischer Kunstfreunde" beginnenden Kunstepoche in Böhmen
vermittelt. Die Bestrebungen dieser neuen Gesellschaft fanden sogleich Unterstützung und
Förderung ihrer Ziele durch Kaiser Franz , welcher bei der noch im selben Jahre (l79k)
in Angriff genommenen Anlage der Gemäldegal le r ie derselben an 30(1 Gemälde aus
der Prager königlichen Burg auf unbestimmte Zeit leihweise überließ und außerdem der
Gesellschaft ausgedehnte Localitäteu im zweiten Stockwerk desColleginm Clement inum
zuwies, in welchem die Kunstschule untergebracht wurde.
Auf Anempfehlung des letzten souveränen Fürstbischofs von Passau, Leopold
Grafen von Thun, wurde dessen Kammermaler und Truchseß Josef Berg le r (geboren
zu Salzburg 1753, gestorben zu Prag 1829), der sich unter Professor Martin Knoller in
Mailand, dann in Rom unter Anton von Maron, dem Schwager des Raphael Mengs,
gebildet hatte, zur Einrichtung und Leitung der Kunstschule uach Prag berufen. Bergler
entnahm mit Vorliebe die Gegenstände seiner Darstellungen der Sage und der Geschichte
des Alterthums, die er mit Gewandtheit zu behandeln verstand, wobei er stets die
Antike als Vorbild vor Augen hatte; die Natur galt ihm nichts oder doch nur sehr
wenig. Er war aber immerhin für seine Zeit ein angesehener Künstler, im Sinne seiner
Meister nud mit gleichen Mitteln wie diese lehrend. Die von Josef Bergler eingerichtete
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Volume 15
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Böhmen (2)
- Volume
- 15
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1896
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.07 x 22.35 cm
- Pages
- 708
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch