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die zwar Tausende mittelloser Spinner und Weber beschäftigen, ihnen aber nur ein
kümmerliches Dasein bieten, auch dem Landwirth nur karge Preise für den Flachs
zugestehen.
Unter den Handelsgewächsen besitzt Böhmen in seinem Hopfen (llumulus
lupulus) ein Product, dem vorzügliche Eigenschaften nicht nur in Europa, sondern
nahezu auf dem ganzen Erdball den Rnf einer Waare ersten Ranges gesichert haben.
Der Hopfen bildet den Reichthum ganzer Districte und wird mit Recht der Stolz der
böhmischen Landwirthschaft genannt. Derselbe nimmt heute etwa 10.420 Hektar des
fruchtbarsten Ackerlandes ein und ist im Handel als Roth- und Grünhopfen bekannt.
Die vorzüglichste Waare ist der Rothhopfen, dessen Culturgebiet sich hauptsächlich über
die Gegenden des Nordwestens, nm die Städte Rakonitz (klakovnilc), Saaz (Xatec) und
Auscha (Oustek) erstreckt, wo der Hopfen nicht weniger als 8064 Hektar einnimmt. Es
sind dort insbesondere die Gebiete der permischen Formation mit ihrer eigenthümlichen
Rotherde nebst einigen humusreichen tiefgründige» Allnvien die Pflanzstätte des welt-
berühmten feinsten Rothhopfens, neben dem der Grünhopfen in den nördlichen Gegenden
von Danba (vudä) die zweite Rolle spielt, da er sich blos auf 875 Hektar Landes
ausbreitet und im Handel, wie auch im Preise, dem Rothhopfen nachsteht.
Vormals gab es im Lande fast überall einzelne Hopfengärten, deren Prodnete wohl
den Bedarf der nächsten Brauereien zu decken hatten; es finden sich davon noch allent-
halben Spuren in den Flurenbenennungen, und im Westen Böhmens, in der Gegend von
Klattan (klawvx) war im XVI. Jahrhundert nicht nur die Cultur dieser Pflanze volks-
thümlich, sondern auch ihr Export ein schwunghafter, wie dies ein lateinisches Gedicht
aus jener Zeit mit den Worten bezeugt: , (Nato via, lupulum colit, quem praesw Lavaius
aulert" (Klattan baut Hopfen, den der Baier schleunig davonträgt). Im Stadtmuseum
zu Klattau wird ein silbernes mit dem Stadtwappen versehenes Petschaft der dortigen
Hopfenhalle aus dem Jahre 1553 aufbewahrt mit der Inschrift: „^nameni ckmelove
m. klatovv« (Hopfenzeichen der Stadt Klattau).
Bei dem Reichthum au dem besten Hopfen der Welt, wie nicht minder an der
vorzüglichsten Gerste, deren sich Böhmen erfreut, ist es selbstverständlich, daß in seinen
Städten die Bierbrauerei zur Blüte gelangte. Ein alter Spruch kennzeichnet die aus-
nehmende Güte böhmischen Bieres mit den Worten: Ilrms papa klomav, uim eeievi3ia
kiaeonas (Ein Papst in Rom, Ein Bier in Rakonitz).
Unser Bild einer modernen Hopfendrahtanlage (auf der Dreher'scheu Domäne
Michelob, Nöekolup^. an der Buschtehrader Bahn) läßt das Geschäft des Landwirthes
zur Zeit der „Hopfenpflücke" im August wahrnehmen; dieser geht eine Reihe sorgfältiger
Arbeitest ppran, dereu Zweck die Förderung einer möglichst reichlichen Entwicklnng der
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Volume 15
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Böhmen (2)
- Volume
- 15
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1896
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.07 x 22.35 cm
- Pages
- 708
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch