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wo ein 20.00(1 Eimer fassender Weinkeller aus dem XVII. Jahrhundert besteht. Auch sind
noch hierher zu reihen die Gegend von Tro ja unmittelbar bei Prag an der Moldau
gelegen, wo eiu leicht verwitterbarer Thonschiefer den Boden bildet, nnd die kalkreichen
Lehnen am rechten Ufer der Chrndimka bei Chrudim, wo nach den Annalen des
böhmischen Weinbaues einzelne Weingärten schon zu Zeiten Karls IV. bestanden, die
neuester Zeit sowohl mit rothen als auch mit weißen Rebsorten wieder bepflanzt werden.
Eine nicht minder bedeutsame Weinregion ist jene von Czernosek (^ernvsek^), von
Leitmeritz ab an beiden Elbe-Usern mit Umgebungen, wo eruptive Gebirgsgesteine (Basalte,
Phonolithe, Trachyte) das fruchtbare Erdmaterial liefern, welchem der aus weißen
Traubensorten (vorwiegend Traminer und Zierfahnler) bereitete Wein seit Jahrhunderten
seinen Wohlgeschmack verdankt.
Als Erinnerung an den ehemaligen Stand und Umfang des böhmischen Weinbaues
kann der noch bestehende größte Weinkeller im Lande gelten, jener von Czernosek, der,
jetzt dem Grasen Sylva-Tarouca gehörig, im XIII. Jahrhunderte erbaut, 50.000 Eimer
Wein zu bergen vermag. Bemerkenswerth ist auch die Thatsache, daß schon vor mehr als
500 Jahren Karl IV. befahl, Weingärten in der ganzen Umgebung von Prag ans
3 Meilen im Umkreise anzulegen, von denen allerdings meist nur noch geringe Spuren
sich erhalten haben.
Wiesenbau und Meli orati ou. Obgleich die Grasflächen Böhmens zur Ackerarea
in keinem besonders günstigen Verhältniß stehen, indem die Wiesen und Weiden zusammen-
genommen nur etwa 15 Procent, die Äcker dagegen über 50 Procent der Gesammtfläche
betragen, so könnten doch die Wiesen in ihrem Gesammtansmaße von 522.014 Hektar
und auch ein guter Theil der Weiden, die 261.951 Hektar ausmachen, beträchtlichere
Mengen Futter liefern, wenn sie sich durchwegs in angemessenem Cnltnrzustande befänden.
Dies ist nun leider nicht überall der Fall, denn eine gar große Wiesenfläche ist bis hente
entsprechender Heuerträge deshalb nicht fähig, weil an die Beseitigung der natürlichen
Hindernisse der Production noch wenig oder gar nicht Hand angelegt worden ist, ja es gibt
Gegenden, wo der kleinere, minder aufgeklärte Grundbesitzer versumpfte Wiesen für eine
Art Natnrnothwendigkeit hält und uicht daran glauben mag, daß da menschliches
Bemühen im Stande nnd berufen wäre, Hilfe zu schaffen. Zwar hat schon vor einem
halben Jahrhundert die k. k. patriotisch-ökonomische Gesellschaft das Bestreben bekundet,
diesem Ubelstande abzuhelfen, indem sie einen eigenen Wiesenbau-Ingenieur für das Land
anstellte, dessen Thätigkeit nicht ohne wohlthätige Folgen geblieben ist. Indeß ist erst in
den letzten Decennien das Streben nach Hebnng der Grasprodnction durch Meliorationen
des Bodens ein erfolgreicheres geworden, seit der Landeseulturrath für ein eigenes
„cultnrtecbnisches Bnrean" sorgt, in welchem eine stattliche Anzahl tüchtiger Ingenieure
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Volume 15
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Böhmen (2)
- Volume
- 15
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1896
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.07 x 22.35 cm
- Pages
- 708
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch