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Regionen, die im Herbst Ausstellungen veranstalten, einigen Stationen Gelegenheit
bietet, ihre fortschrittlichen Producte zur Schau und zum Verkauf zu bringen. Es sind
namentlich folgende Orte, wo Kleinthier-Zuchtstationen bestehen: Bulovka, Eisenhütte!,
Goltfchjenikov, Gradlitz, Hrabacov, Chrudim, Josefstadt, Jungbuuzlau, Koterov, Kourim,
Kukleua, Ledec, Manetin, Meziles, Nemyschl, Neustupov, Nimburg, Patek, Pecek, Pisek,
Pluzua, Podebrad, Prag, Slotava, Sumbor, Tetln, Velin, Vyßerovitz. Als Musterstatiou
ist jene von Manetin zu betrachten, deren Besitzer, I. Graf Lazansky, derzeit Präsident
des Landesvereines ist.
Die Statistik bietet bisher kaum Anhaltspunkte selbst für annähernde Schätzungen
der Zahl des Geflügels. Die größten Geflügelhöfe bestehen auf Großgütern, wo ihre
Haltung, oft mit Kapauueraufzucht verbunden, meist dem Bedarf der Besitzer dient. Indeß
halten auch bäuerliche Grundbesitzer, ja selbst grundbesitzlose arme Familien in größerer
oder geringerer Anzahl Hühner für den eigenen Bedarf. Die zahmen, genügsamen und
findigen Thiere werden fast ohne Aufwand ernährt, da ihnen die freigebige Natur
Millionen von Unkrautsamen und Jnsecten zu jeder Jahreszeit zu eredeuzen nicht müde
wird, so daß auch die ärmeren Leute solcherart Eier, Fleisch und Federn producireu,
für deren Verkauf mancher Gulden erworben wird. Hieraus ist zu schließen, daß das
Hühnervolk in Böhmen viele Millionen zählen muß.
Was die Zahl der Gänse betrifft, so wird dieselbe auf sechs Millionen geschätzt.
Doch wird hiervon bei dem Umstände, als die Landbevölkerung nur wenig Rindfleisch
verzehrt, aber zur Kirchweih- uud Winterszeit der Gänsebraten, namentlich jener der
Martinigänse, zu den volksthümlichsten Genüssen gehört, der größte Theil von den
Producenten selbst verbraucht und werden dem Handel nur etwa eine halbe Million Gänse
zugeführt. Von diesen gehen viele nach Baiern, Sachsen und Preußen, wie auch nach
Ober- und Niederösterreich, wo sich die böhmischen Gänse umsomehr eines guten Absatzes
erfreuen, als die Landwirthe dieser Nachbarländer selbst zwar viel Geschmack am Braten,
aber wenig Vorliebe für die mühsame Aufzucht der Gänse hegen. Am wenigsten Gänse
findet man im Norden von Böhmen, dagegen die meisten in den südlichen Gegenden
von Budweis, Klattau, Tabor, Kourim und Pilsen, dann in Mittelböhmen in den Gebieten
von Berouu, Bydzov, Jungbuuzlau und Rakonitz. Von Federn und Federflaum werden
an 80» Centner abgesetzt.
Neben der Gans ist der nächst wichtige Schwimmvogel die Ente. Es gibt kaum eiu
Dorf, ja kaum eiue Einschichte im Lande, wo immer sich ein Teich, ein Bach oder ein
Tümpel vorfindet, wo nicht Enten anzutreffen wären; denn diese Thiere, denen die Natur
Verdauungswerkzeuge für jedwede pflanzliche und thierische Nahrnngssnbstanz verlieh,
sind geeignet, die scheinbar werthlosesten Abfälle von Hof und Küche, namentlich aber die
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Volume 15
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Böhmen (2)
- Volume
- 15
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1896
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.07 x 22.35 cm
- Pages
- 708
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch