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zahlreichen Bewohner von Gewässern und Tümpeln, in schmackhaftes Fleisch umzuwandeln,
und schaffen sonst auch durch ihr Gefieder Nutzen.
Tru thühner werden mit Vortheil vorzugsweise in der Nähe von Waldungen
gezogen und bilden daher überall den Kleinviehstand der zahlreichen Forst- und Hegers-
leute, von denen, da der Wald mit seiner Jnsectensanna dem Scharrvogel reichliche Nahrung
bietet und die Frauen sich auf die Mastfütteruug wohl verstehen, die feistesten „Indianer"
zu Markt gebracht werden.
Was schließlich die Taube betrifft, so gibt es auch für diese Thierchen Tausende
vou Liebhabern auf dem Lande und noch mehr in Städten und gehört der Tauben-
braten zu den allerhänfigsten Gerichten, die auf den Speisekarten der Gasthäuser, ebenso
wie in der Hausmannskost anzutreffen sind. In Städten pflegt die Taube allerdings
nicht zu den Reizen monumentaler Bauwerke beizutragen, da sie alle Ornamente
verunreinigt und daher nicht gerne gesehen wird.
Gänse und anderes Geflügel von vorzüglichster Qualität und in erstaunlicher Anzahl
liefert die Gegend von Sadska an der Elbe, wo die Frauen mit äußerster Sorgfalt
die jungen Gänslein zu pflegen und sodann hochfein zu mästen verstehen, welchem
Geschäft sie bei Tag und des Nachts beim Licht von Kienspänen obzuliegen nicht müde
werden. Aus dieser berühmten Gegend, deren Name allen Prager Hausfrauen in vortheil-
haftester Weise bekannt ist, wurden im Jahre 1890 über 45.000 Stück Gänse, über 2000
Stück Truthühner und 2300 Stück Enten, 2200 Stück Kapauner, 4600 Stück Hühner,
10.000 Schock Eier und 1500 Stück Hennen, außerdem Federn, Alles zusammen im
Werthe von 180.000 Gulden ausgeführt.
Die Fischzucht. Tausende von Felder- und Wieseubeneuuungen, wie „ober dem
Teiche", „unter dem Teiche", „im Teiche", denen man allenthalben im Lande begegnet,
legen ein sprechendes Zeugniß dafür ab, daß die Zahl der Teiche im Lande vormals eine
viel größere gewesen sein muß als heute, und zahlreiche, theils uoch erhaltene, theils
zerstörte Dämme lassen auf den großen Umfang der Wasserflächen schließen, die einst
das Land bedeckten. Diese zahllosen Teiche waren ebensoviele Quellen einheimische»
Fischreichthums. Nicht minder fischreich waren die Bäche und Flüsse Böhmens, denn es
hatten einerseits noch nicht jene mannigfachen mit Wasserkraft betriebenen Industrie-
Etablissements ihre dem Fisch ungenießbare!,, ja mitunter ihn selbst vergiftenden Ausflüsse
deu Wasserläufen zugeführt, anderseits hatte auch die Dampfschiffahrt mit ihrem die
^Wässer beunruhigenden Betriebe noch nicht dazu beigetragen, den Flußfisch zu verscheuche«.
Wenn es nun mehr eiuer Fabel als verbürgter Wahrheit ähnlich klingt, so ist es
immerhin für den großen ehemaligen Fischreichthum Böhmens bezeichnend, daß berichtet
wird, es habe in Prag das Stadtoberhaupt einst strenge anordnen müssen, daß man das
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Volume 15
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Böhmen (2)
- Volume
- 15
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1896
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.07 x 22.35 cm
- Pages
- 708
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch