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Jahraus, jahrein mit der Holzarbeit beschäftigt, betreibt er im Sommer und Herbst die
Fällung und Aufarbeitung, im Winter das gefährliche Schütteln des Holzes und verdingt
sich im Frühjahr als Holztrister oder Flößer. Viele Holzarbeiter dieser Art füllen die
Zeit, in welcher die Waldarbeit ruht, mit der Erzeugung von Zargholz, Holzschuhen,
Schaufeln, Wagner- und anderen Geräthen aus, woraus sich eine sehr bedeutende Haus-
industrie entwickelte, die von den Waldbesitzern durch billige Verabfolgung von Holz
namhaft unterstützt wird. Der Arbeiter des Flachlandes findet sich dagegen zumeist nur
im Winter im Walde ein, wenn es ihm an anderer Arbeit mangelt, weshalb Zimmerleute,
Maurer, Flößer?e. hierzu das größte Contingent stellen.
Der Holzverkauf, sowie der Betrieb von Brettsägen, Resonanzfabriken, Theer-
schwellereien und anderen Holzindustrialien liegt in der Regel in der Hand der Forst-
wirthe, so zwar, daß in jedem größeren Forsthaushalte von den leitenden Forstbeamten
verlangt wird, daß sie auch die vollständige Eignung und Umsicht routinirter Holz-
händler besitzen. Holzverkäufe am Stock, die bereits zu den Seltenheiten gehören, sind
nur bei Kleinwaldbesitzern gebräuchlich; regelmäßig wird alles Holz in eigener Regie im
Schlage ausgehalten, sortirt und sodann an den Käufer abgegeben, noch häufiger aber bis
auf die oben genannten Stapelplätze verflößt oder auf Bahnablegen geliefert, um erst
dann in die Hand des Händlers oder unmittelbaren Consnmenten überzugehen.
Zahlreiche Bret tsägeu fördern den Holzabsatz und die Resonanzholzfabriken von
Tufset und Mader erfreuen sich eines Weltrufes wegen der ausgezeichneten Qualität
der für die meisten Arten hölzerner Musikinstrumente unentbehrlichen Resonanzhölzer.
Der Brettsägebetrieb erreichte iu den Jahren 1860 bis 1880 den Höhepunkt seiner
Entwicklung, wurde aber durch die deutschen Holzzölle so arg geschädigt, daß zahlreiche
Brettsägen die Arbeit einstellen mußten, wodurch der Verdienst dem Lande entging
und dem Ausland zufiel. Die eben eingetretene Ermäßigung der Schnittmaterialzölle ist
daher lebhaft zu begrüßen und zu wünschen, daß sie ausgiebig genug wäre, um den für
die Ertragsfähigkeit der Wälder so wichtigen Industriezweig neuerdings zu beleben.
Auch der eben im raschen Aufblühen begriffenen Cellulose-Erzeugung ist im Interesse
der Forstwirthschaft und der Erwerbsthätigkeit zu wünschen, daß sie sich bestens entwickle
und gedeihe.
Nebst der reinen Holznutzung liefert der Wald und der Waldboden vielerlei
Nebenprodnete uud Nebeunutzungen, worunter hauptsächlich Rinden, Getreide und
Hackfrüchte im Wege des Rodefrnchtbanes, Waldstreu, Stein, Lehm und Sand, Torf,
Gras, die Weidenutzung und Anderes.
Die Eichenriudeugewinnung liefert heute noch den Hauptertrag der zahlreiche»
Niederwälder des mittleren und nordöstlichen Böhmen, sowie des böhmischen Tieflandes
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Volume 15
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Böhmen (2)
- Volume
- 15
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1896
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.07 x 22.35 cm
- Pages
- 708
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch