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wie auf dem an Silber armen, blos Eisenerz führenden Terrain. Der sogenannte „eiserne
Hnt" ist den Alten wohl der Leiter gewesen, welcher gerade dort, wo er am deutlichsten
war, zu wenigem oder keinem Silbererze führte. Vom Jahre 1530 besitzt die Pribram-
Birkenberger Bergknappschaft als Geschenk Kaiser Ferdinands I. ein silbernes Siegel mit
böhmischer Inschrift. Nach einer Münzamtsrechnnng aus den Jahren 1536 bis 1538
wurde damals die Silberabfuhr von Pribram jährlich mit 1400 Mark angenommen. Im
Jahre 1551 wurden nicht weniger als 44 Zechen eingemnthet, doch zumeist wieder auf-
gegeben uud andere aufgenommen; solcher Wechsel dauerte fort, derart, daß z. B. 1571
am Birkenberge (der späteren und gegenwärtigen ausgiebigsten Silberquelle) gar kein
Bergbau bestand. Vom Jahre 1553 bis 1566 nahm die Silberprodnetion von jährlich
600 Kilogramm allmälig bis auf Null ab, der Bergbau kam nahe zum Erliegen. Um
demselben aufzuhelfen, erhielt die Stadt Pribram 1579 vom Kaiser Rudolf II. ein
ausgedehntes Privilegium; infolge dessen wurde 1580 der Bergbau von der Pribramer
Stadtgenieinde aufgenommen, aber trotz aller Begünstigungen mit wenig Energie und
geringem Erfolg fortbetrieben, bis endlich im Jahre 1779 der Adalbertschacht als erster
Hauptschacht angelegt wurde. Man war «Änlich schon lange zu der Erkenntniß gekommen,
daß am Birkenberge (abweichend von anderen Bergbauen) der eigentliche Adel erst in
größerer Tiefe beginne und hoffentlich auch anhalte.
Vor dem Abteufen des Adalbertschachtes und der hiermit erfolgten Regenerirnng
des Bergbaues wurde eine Menge kleiner Gewerken, welche die erwachsenen Zubußen
nicht zahlen wollten, aus der Unternehmung eliminirt, uud besaßen im Jahre 1780:
das k. k. Ärar 84, die Gemeinde Pribram 4, die brauberechtigten Bürger 2, die Gemeinde
Birkenberg ^4, Insassen von Dorf Lazec '/«, Wiener Gewerken 10, zusammen
100 /^« Kuxe. 8'/°4 verfallene Kuxe der Wiener Gewerken wurden alsbald vom k. k. Ärar
übernommen.
Mit dem Abteufen des Adalbertschachtes, also rund 1780, beginnt im Gegensatz
zu dem früheren roh empirischen Vorgehen eigentlich erst eine planmäßige, zielbewußte
bergmännische Untersuchung und Gewinnung der Erzgänge von Pribram-Birkenberg.
Sie entwickelte sich systematisch bis zu dem glänzenden Standpunkt, welchen der Pribramer
Bergbau um das Jahr 1870 erstieg.
Das Pribram-Birkeuberger Erzrevier gehört dem Gebirge an, dessen Gesteine
specifisch als Pribramer Schiefer und Pribramer Grauwacke bezeichnet werden. Die
Schiefer werden nunmehr wegen ihrer discordauteu Lagerung als vorsilurisch betrachtet
und der Hnron-Formation beigezählt, während die Pribramer Granwacken als sogenannte
Tremosnaer Schichten (Sandsteine und Eonglomerate) die untersten Glieder (Barrandes
Etage L) der ebenso wichtigen als hochinteressanten böhmischen Silurmulde bilden (von
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Volume 15
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Böhmen (2)
- Volume
- 15
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1896
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.07 x 22.35 cm
- Pages
- 708
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch