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Von der kleineren Hälfte des böhmischen Graphits, welche in Böhmen bleibt (nicht
exportirt wird) verbraucht einen sehr ansehnlichen Theil, und zwar die allerfeinste Waare,
die berühmte Bleistift- und Thouwaarenfabrik von Hardtinnth in Bndweis.
Das Eisen. Wenn Böhmen an den Erzen der edlen und ebenso an jenen der
mannigfaltigsten anderen Metall- nnd chemischen Prodnete überaus reich ist, so gilt dies
nicht minder auch von demjenigen Metall, welches zwar durch keine besonderen Eigen-
schaften für den gewöhnlichen Luxus hervorragt, hingegen aber durch seine Solidität und
allgemeine praktische Anwendbarkeit sich auszeichnet und demgemäß das jetzige Zeitalter
der praktischen Technik geradezu beherrscht, weshalb denn eine besondere Behandlung
desselben gerechtfertigt erscheint. Dieses nützlichste der Metalle ist das Eisen.
Verschiedenes Eisenerz enthalten vor Allein schon die böhmischen Urgebirge, und
zwar sowohl Magneteisenstein als auch Roth- und Brauneisenstein nebst Eisenglanz.
Hierher gehört das Eisensteinvorkommen an sehr zahlreichen Punkten des böhmischen
Erzgebirges; weniger gesegnet (wenn anch durchaus nicht mangelnd) ist in dieser Beziehung
der Böhmerwald, das Riesen- mit dem Adlergebirge, sowie das böhmisch-mährische
Hochplateau; alle diese ausgedehnten Landestheile hatten miudesteus in früherer Zeit ihre
verschieden zerstreuten Eisenwerke aufzuweisen. Den eigentlichen Schatz an Eisenerzen
birgt jedoch die große böhmische Silurmulde, welche von der Umgebung Prags bis zu
der Pilsener Gegend in einer mächtigen Ellipse das westliche und südwestliche Centrum
des ganzen Königreiches einnimmt und in geradezu beueidenswerther Weise für die
Wissenschaft ebenso wie für das Leben unerschöpfliche Quellen an Material bietet. In
ersterer Beziehung, die wissenschaftlicheDurchsorschung betreffend, hat der große französische
Gelehrte Joachim Barrande derselben sein ganzes segensreiches Leben gewidmet; in der
anderen Beziehung, die Ausnutzung der reichen Quellen für das Volks- und Staatsleben
anlangend, hat die Landesbevölkerung seit jeher das ihrige und selbstverständlich auch der
Staat das seinige gethan. In der einen, wie in der anderen Richtung ist aber die böhmische
Silurmulde bei weitem nicht erschöpft und wird es noch lange nicht sein. Die Eisenerze
dieser prächtigen Mulde finden sich theilweise bereits in der untersten Zone derselben,
in der Pribramer Grauwacke (Barraude's Etage L), indem sie daselbst in Gängen auf-
treten, welche einerseits für mehrere Eisenwerke bergmännisch ausgebeutet werden und
anderseits mit dem „eisernen Hute" der Pribramer Silber- und Bleierz-Gänge in der
bereits erwähnten Beziehung stehen. Über dieser Grauwackeuzone lagert (hauptsächlich
an zwei Stellen, Jinee und Skrej) ein Schichtensystem (Barraude's Etage L), welches
minder für den Bergmann, wohl aber für den Geologen engeren Sinnes durch seine
Primordial-Fanna das höchste Interesse erregt. Diesen Schichten folgen dem Alter nach
die sogenannten Brdaschichten, Barrande's Etage v, und diese sind es, welche der böhmischen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Volume 15
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Böhmen (2)
- Volume
- 15
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1896
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.07 x 22.35 cm
- Pages
- 708
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch