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Roheisen, beziehungsweise zu Gußeisen verschmolzen wurden, während in der neueren
Periode dieses Verschmelzen bei weitem vorwiegend mittelst der aus Steinkohlen erzeugten
Coakes geschieht. Die bisher in Betracht gezogenen Eisensteine vornehmlich der Komoraner
Schichten aus der böhmischen Silurmulde hatten und haben nun an und für sich (vermöge
ihres allgemein sehr bedeuteudeuQuarzgehaltes und ihres durchschnittlich doch nur mäßigen
Eisengehaltes) einzig und allein die Eignung zur Verschmelzung mit Holzkohle, liefern aber
hierbei (vermöge ihres Phosphorgehaltes) ein vorzügliches Material zur directen Erzeugung
tadelloser Gußwaaren, wie solche namentlich in den Horovitzer Eisenwerken zu Komorau
(gegenwärtig dem Fürsten von Hanau gehörig) hergestellt werden. Die meisten anderen
Eisenhochöfen Böhmens, welche lediglich auf die Verwendung der gewissen Eisensteine aus
den Komoraner Schichten angewiesen sind, können in Ermanglung eigener, beziehungs-
weise billiger Holzkohlen mit der Großproduction der Coakes-Hochösen der Neuzeit nicht
concurriren, weßhalb denn auch viele dieser alten Holzkohlen-Hochöfen ganz eingegangen
sind und viele der aufgezählten Eisensteinbergbaue heute nicht im Betriebe stehen.
Die böhmische Silurmulde läßt uns indeß auch für die Eisenindustrie der Neuzeit,
also für die Großproduction in den Eoakes-Hochöfen durchaus nicht im Stich. Dieselbe
birgt vielmehr in ihren geologisch (im Vergleich mit den Komoraner) jüngeren Schichten
einen nicht minder werthvollen Schatz an Eisenerzen für den Coakesbetrieb, als es die Erze
der Komorauer Schichten für den Holzkohlenbetrieb waren und theilweise (in Komorau,
Zbirov, Klabava?c.) auch heute noch sind.
Dieselbe Schichtenetage der Silurmulde, welche mau als Brdaschichten bezeichnet
(nach Barrande Etage v) und die mitten in ihrer tiefsten Schichtengruppe (O,) die
Eisensteine der Komorauer Schichten führt, birgt in einer höher gelagerten (jüngeren)
Schichtengruppe, Zahoraner Schichten genannt (nach Barrande V4), das bekannte groß-
artige Nucitzer Erzlager. Diese Erzlagerstätte hat noch andere, einer jüngeren Schichten-
etage (k) angehörige Eisensteinlager, außerdem aber auch eine mächtige Kalksteinablagerung
in ihrer Nachbarschaft, welche letztere (namentlich bei Tachlovitz, ganz nahe an Nucitz)
einen prächtigen Zuschlagskalk für den Erzschmelzproceß liefert. Das Nucitzer Eisensteinlager
ist in der Gegend zwischen Beraun und Prag, genauer zwischen Lodenitz und Jinocan, auf
eine Länge von etwa 15 Kilometer dem Streichen nach festgestellt, besitzt eine sehr
variirende, bei Nucitz selbst bis 15 Meter, an anderen Orten bis 10 Meter, stellenweise
allerdings viel weniger betragende Mächtigkeit uud besteht aus verschiedenen Lagen
von Eisensteinen, welche zumeist als thonhaltige Eisensilicate den Namen Ehamoisit
führen. Diese in ungeheuerer Menge vorhandenen Erze sind in Betreff des Eisen-
gehaltes sehr edel, gleichgiltig, ob sie (in dem ursprünglichen Zustande) als dunkel
gefärbte „Blau- und Glaserze" oder aber (im verwitterten Zustande, am Ausgehenden)
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Volume 15
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Böhmen (2)
- Volume
- 15
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1896
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.07 x 22.35 cm
- Pages
- 708
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch