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sind die Carbonschichten zum Theile (vornehmlich im Mittel der Hauptmulde) von Perm
überlagert; südwestlich reichen die Permschichten bis zu dem dortigen Muldenrande. Die
Längsaxe der Pilsener Mulde zieht sich von Südsüdwest (zwischen Chotieschau und
Tuschkau, wo sie an das Urgebirge stößt) nach Nordnordost (bei Kaznan) und hat
eine Länge von nahe 3t) Kilometer, während die Muldenbreite durchschnittlich etwa
13 Kilometer beträgt, was einem Flächenraume von nahe 400 Quadrat-Kilometer (etwa
7 Quadratmeilen) entspricht.
Allerdings ist nicht in allen Theilen dieser großartigen Mnldenausdehuuug auch
Kohle vorhanden. Die kohleführenden Partien sind vielmehr in der Mulde Inseln ähnlich
(als Einzelmulden) mannigfach zerstreut und in dieser Weise auch mit Grubenmaßen
bedeckt. Die einzelnen Grubenfelder enthalten auch nicht die gleichen Schichten und
Kohlenflötze. Im Allgemeinen kann man in der Pilsener Mulde drei Etagen von Schichten
unterscheiden, wovon die untere entschieden dem Carbon, die obere entschieden dem Perm
angehört, während die mittlere als eine Übergangs-Etage zwischen beiden betrachtet
wird. Diesen drei Etagen entsprechen im Allgemeinen auch drei Hauptflötze, deren einzelne
Mächtigkeiten in der Regel zwischen einem und zwei Meter variiren; stellenweise treten
jedoch auch noch Nebenflötze auf, namentlich (anstatt eines einzigen) zwei Unterstütze (ächt
Carbon), welche sodann als den beiden Radnitzer Flöhen entsprechend angenommen werden.
Das ganze Flötzsystem ist jedoch kaum an irgend einer Stelle der Mulde vorhanden; in
der Regel werden zwei oder drei Flötze (nach Umständen auch nur eines) abgebaut.
Als eine Specialität tritt in der Pilsener Kohlenmulde, jedoch nur in einzelnen
Grubenbauen eine eigenthümliche matte (dem Aussehen nach schieferähnliche) sogenannte
„Blattelkohle" auf, welche mit der englischen Cannelkohle die größte Ähnlichkeit hat
und demnach auch „Pilsener Cannelkohle" genannt wird. Sie gehört dem Pilsener
Mittelkohlenflötz an und tritt vorzugsweise am Humboldt-Schacht (des Westböhmischen
Bergban-Aetienvereines) bei Nürschan, theilweise auch bei Blattnitz und anderen Orten
ans. Als die allervorzüglichste Gaskohle ungemein geschätzt, wird sie weithin in das
Ausland versendet und gibt in der Prager Gasanstalt aus 1 Metercentner 33 Kubik-
meter Gas mit der ganz außerordentlichen Lichtintensität eines normalen Brenners von
33 Normalkerzen! Auch die übrigen Flötze geben vorzügliche Schwarzkohle, die speciell
bei Lititz (Maria-Schacht der Miröschaner Gewerkschaft) backend ist und mit Vortheil
vercoakst wird.
Vermöge des Auftretens der Kohle in einzelnen Separatmulden und vermöge der
bisherigen Erstreckung der Grubeufelder zumeist an den Muldenrändern haben alle
Schächte des Pilsener Beckens eine mäßige Tiefe, in der Regel nicht über 300 Meter;
nur die große neue Sulkov-Anlage des Westböhmischen Bergban-Actienvereines zwischen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Volume 15
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Böhmen (2)
- Volume
- 15
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1896
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.07 x 22.35 cm
- Pages
- 708
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch