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später jedoch den Kirchengiebel mit der „Hand Gottes" oder diese entweder mit dem Kreuz,
einem Vogel oder mit einem Brustbild, das ein Kreuzchen vor dem Gesicht hat, in
Verbindung gebracht. Diese letzteren Denare mit der Legende auf der Rückseite:
LIVII^L kommen am häufigsten vor und sind durch das Brustbild jenen des
englischen Königs Ethelred II. (978 bis 1016) ähnlich. In diese Zeit fallen zwei seltene
Denare mit Frauennamen. Auf dem eiuen liest man: LI^LOI^ LlMIVX und auf dem
anderen: Der erstere Name, welcher auf der Hauptseite in Verbindung
mit LOIZTl^VL vorkommt, ist in der böhmischen Geschichte ganz unbekannt,
(oder vielleicht LI^KOI^) wird bald als eine Gemalin Boleslavs I., bald als jene
Boleslavs II. angesehen. Die wahrscheinlich eine Tochter Konrads, Königs von
Burgund und Arelat, war geschichtlich die (zweite?) Gemalin Boleslavs II. nnd nach
der Legende auf der Rückseite: LIVII'^3 zu schließen, hat sie diese Burg als
Witwe innegehabt.
Boleslav III., Bladivoj und Boleslav Chrabry (999 bis 1003) von Polen
haben die Denare um einige Typen vermehrt. Boleslav III. beließ auf denselben die
älteren Darstellungen, welche er paarweise verschieden combinirte, setzte jedoch neue
Legenden hinzu, nämlich: CIVII'^3 und 2 ^ 1 ^
^VILLM^V, welche außer den Ortsnamen (Münzstätten) bisher nicht genügend erklärt
sind. Vom Herzog Vladivoj ist nur ein Typus bekannt (Kreuz — Kreuz) mit der
Umschrift NI?I.L1^ Dem Boleslav Chrabry werden Denare zuge-
schrieben, auf welchen sich ein face «-Kopf entweder im ganzen Felde oder auf
einem Kreuze befindet; ihre Ausführung läßt viel zu wünschen übrig.
Die viel zierlicheren Denare des Herzogs Jaromir (1003 bis 1012) weisen etliche
neue Typen auf, unter welchen das byzantinische Brustbild Christi mit der segnenden
Rechten und dem Buche in der Linken besondere Erwähnung verdient. Eine zweite
Gattung hat im ganzen Felde den Namen auf einer dritten kommt hier zum
erstenmal der Name des böhmischen Landespatrons 3(^3. ^VMQ^1.^V3 vor. Jaromirs
jüngerer Bruder Udalrich (1012 bis 1037) hatte höchst wahrscheinlich schon vor seinem
Regierungsantritt als Theilfürst in der Saazer Provinz Denare gemünzt, und zwar jene,
welche mit den eben erwähnten Typen übereinstimmen. Seine Herzogsdenare tragen
durchwegs den Namen des böhmischen Landespatrons, welcher von da an beinahe auf
keinem Denar vermißt wird. Die Bilder auf den Münzen Udalrichs und seines Sohnes
Bretislav I. (1037 bis 1055) sind wohl etwas derb, aber sehr gut kenntlich; die reiche
Kleidertracht auf denselben trägt nicht wenig bei zur Kenntniß der damaligen Costüme.
Beinahe bis an das Ende der Regierung Bretislavs I. kann man an der Größe
der Denare keine absichtliche Änderung wahrnehmen, da sie alle so ziemlich 18 bis
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Volume 15
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Böhmen (2)
- Volume
- 15
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1896
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.07 x 22.35 cm
- Pages
- 708
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch