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Ungethüme verrathen den Einfluß der Kreuzzüge, aber in Bezug auf den Namen des
Münzherrn bleiben sie stumni. In gleichzeitigen Urkunden werden die Blechmünzen stets
„Denare" genannt und wie diese nach Talenten, Schillingen und Pfennigen gerechnet.
Nach den Bracteaten kamen die Prager Groschen. Wenzel II. (1278 bis 1305)
berief nämlich aus Italien drei des Münzen- und Eisenschneidens kundige Männer, den
Renart, Alfard und Tyuo Lombardus, welche im Juli 1300 in Kuttenberg die Prager
Groschen (M083I zu 12 Pfennigen (?^KVI zu münzen
anfingen. Das schöne Gepräge zeigt auf der Hauptseite die böhmische Krone mit dem
Namen des betreffenden Königs uud auf der Rückseite das böhmische Landes-
wappen. Diese typischen Bilder haben sich auf den Münzen ohne Unterbrechung
vom Jahre 1300 bis 1547 erhalten. Allgemein wird angenommen, daß der Prager
Groschen, als eine ganz neue Münze, das frühere Denaren- und Bracteatensystem
vollständig verlassen habe und auf einer ganz anderen Basis gegründet worden sei. Dem
ist jedoch nicht so; eben durch die Theilung des Groschen in 12 Pfennige schließt sich
derselbe fest an die Talentrechnung der Denare an, indem er selbst einen geprägten
Schilling repräsentirt, welcher früher nur als Zahlschilling vorkam. Es waren
demnach 20 Prager Groschen ä 12 Pfennige — 240 Pfennigen — 1 Talente, und da
man nach Schock zu 60 Stück rechnete, war ein Schock Prager Groschen — 3 Talente.
Von den älteren Schriftstellern wurden die Prager Groschen für „löthig", das
heißt 16-löthig gehalten, als ob 60 Stücke aus einer Mark „fein" gemünzt worden
wären. Nach etlichen von uns vorgenommenen Brennproben ist nun festgestellt, daß die
ersten Groschen Wenzels II. bei einem Gewicht von 3 7 Gramm ^
waren. Johann von Luxemburg (1310 bis 1346), der auch halbe Groschen prägen
ließ (die einzigen in der ganzen Groschenperiode), hat den Feingehalt auf herunter-
gesetzt und seine Nachfolger verringerten denselben soweit, daß unter Ferdinand I.
(1526 bis 1564) die Groschen nur noch fein waren bei einem Gewicht von
2 7 Gramm.
Außer der gewöhnlichen Mark zu 60 Stück (marea ßrossorum) kannte man eine
schwere Mark (marca gravis) zu 64 Stück und eine leichte oder königliche Mark
(marca levis seu renalis) zu 56 Stück, obgleich daneben auch löthige Silberbarren nach
der Gewichtsmark in Verwendung kamen (z. B. im Jahre 1306 .inarea arZenti puri,
?raxensis xonckeris, in ponckere et nc»n in grvssis ckenariis). Keine gleichzeitige noch
auch ältere Münzgattung war in fremden Ländern so beliebt und man kann sagen, so
epochemachend wie die Prager Groschen, welche überhaupt im Münzwesen Mitteleuropa's
einen dauernden und wohlthätigen Umschwung bewirkt haben. Denn schon unter Johann
von Luxemburg rechnete man nach denselben in Steiermark, wo zuerst 66, dann 68 Stücke
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Volume 15
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Böhmen (2)
- Volume
- 15
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1896
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.07 x 22.35 cm
- Pages
- 708
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch