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auf eine dortige Mark gingen; beinahe zur selben Zeit wurden in Wien 72, in Polen
48 und in Brandenburg 68 Stücke jedesmal auf die dortige Mark gerechnet. Mark-
graf Friedrich der Freudige in Meißen (gestorben 1324), Wenzel, Sohn des Königs
Johann, iu Luxemburg (gestorben 1384), der Landgraf Ludwig I. (1453 bis 1<l58) in
Hessen, der Kurfürst Friedrich II. in Brandenburg (1440 bis 1461) u. f. w. haben ihre
Münze nach den Prager Groschen eingerichtet. Übrigens ist bekannt, daß Karl IV. in
dem in den Jahren l373 bis 1378 zu Stande gebrachten „Landbuche der Mark
Brandenburg" alle größeren Summen nur iu Prager Groscheu hat verzeichnen lassen.
Außerdem muß erwähnt werden, daß zur Zeit Wenzels IV. (gestorben 1419) und in der
folgenden Husiteuperiode die Prager Groschen in so großer Menge nach Deutschland
gewandert sind, daß viele münzberechtigte Reichsstädte dieselben nach ihrer Münze
valvirt und mit einer Contramarke versehen haben, wodurch dieselben zur dortigen
Reichsmünze gestempelt in Umlauf kamen. Mit der Zeit kehrten sie als Handelsmünzen
wieder nach Böhmen zurück, wo wir sie jetzt in verschiedenen Münzfnnden antreffen.
Neben den gewöhnlichen Prager Groschen wurden zu der Zeit auch Dickgroschen
(bis 80 Gramm schwer) geprägt, welche wohl keine gangbare Münze waren, sondern
von den böhmischen Königen (zahlreich von Vladislav II.) bei ihren Besuchen fremder
fürstlicher Häuser den dortigen Hofleuten zum Andenken geschenkt worden sind.
Die ,?ku-vi ?razenzes« (etwa ^/iooo fein) kommen noch von Wenzel IV. vor.
In der nachfolgenden Hnsitenperiode (1419 bis 1436) münzte man in Kuttenberg ein-
seitige Heller mit dem Landeswappen ohne Umschrift, die mit der Zeit immer schlechter
und zuletzt nur aus reinem Kupfer geprägt wurden. Vom König Sigmund (gestorben
1437) und Albrecht (gestorben 1439) existiren keine böhmischen Münzen; von dem König
Ladislav (gestorben 1457) kennen wir Groschen und Pfennige. In den letzten 40 Jahren
war das Münzwesen in Böhmen sehr herabgekommen und erst Georg von Podebrad
(gestorben 1471) war ernstlich bemüht, dasselbe zu heben und den Münzordnungen
Karls IV. und Wenzels IV. anzupassen. Aus diesem Grunde wurde im Landtage 1467
und 1470 viel über die Verbesserung der Münze verhandelt, die fremde, schlechte Münze
im Lande verboten und nur die Meißner Groschen, welche hier sehr beliebt und in
großer Anzahl im Umlaufe waren, wurden belassen und so valvirt, daß 2 Meißener —
1 Prager Groschen. Sein Nachfolger Wladislaw II. (1471 bis 1516) hat nach den
Beschlüssen des Landtages vom Jahre 1470 Groschen zu 7 Weißpfennigen — 14 Klein-
pfennigen gemünzt. Seine Groschen waren ^"/-»oo, Weißpfennige und Klein-
pfennige ""/looo fein. Und so blieb es auch unter Ludwig (gestorben 1526) und in den
ersten Regierungsjahren des Königs Ferdinand I. (1526 bis 1564). Da jedoch in dieser
Zeit wieder die gute Münze aus dem Lande geschleppt, dort in schlechte umgemünzt und
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Volume 15
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Böhmen (2)
- Volume
- 15
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1896
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.07 x 22.35 cm
- Pages
- 708
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch