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zahlreicher Erzgänge aus. Die erstgenannte Linie wird auch dnrch eine Anzahl zum
Streichen des Erzgebirges paralleler Faltungen nnd Massengebirgszüge, wie ein solches
z. B. das Mittelgebirge ist, angedeutet. In der Richtung des zweiten Netzes liegen die
Moldauspalte, die Verwürfe im Rakonitzer Steinkohlenbecken, Erzgänge n. s. w. Da diese
Richtungen bis ins Kleine, bis iu die Ablösung der Gesteinsfugen zu bemerken sind und
das ganze hercynische Massiv beherrschen, so nennt man sie das „hereynische Spalten-
system". Sie sind in ihrer Entstehung darauf zurückzuführen, daß sich die starre, spröde
Masse des Massives durch einen in älteren geologischen Perioden von Südosten und Süden
her ausgeübten Seitenschub, sowie durch das Drängen der Alpen bei ihrer Entstehung in
der zuerst genannten Richtung faltete, dann aber senkrecht und parallel zum Drucke barst.
Hierdurch entstände» jene Klüfte und Sprünge, von denen die größten und weitesten tief
genug, selbst bis an den schmelzflüssigen Erdkern reichen. Sanken dann in der Folge von
Gleichgewichtsänderungen in der Erdkruste Theile derselben au solchen Spalten ab, so
konnte deren Gewicht die gelockerte Masse des Erdkernes in schmelzflüssigem Zustande auf
die Erdoberfläche drängen, und trat dann wieder ein Ausgleich ein, so blieben in jenen
Gebieten immer noch Klüfte und Spalten offen, welche aus der Tiefe kommenden Gasen
und Dämpfen, auch wenn die Hauptspalten durch erstarrtes Gestein, Granit, Porphyr,
Basalt u. f. w. verstopft waren und blieben, den Ausweg gestatteten.
Ein solcher mächtiger Bruch ist das Thal längs der Südseite des Erzgebirges,
dessen südliche Hälfte zwischen der Elbe und dem Karlsbader Gebirge versunken ist und
über der sich das basaltische böhmische Mittelgebirge, das in der gedachten Weise entstanden
ist, ausbreitete. In diesem Gebiete reichen noch heute einzelne Spalten tief genug, um die
Entstehung von Mineralwässern zu ermöglichen, und so erklärt sich hieraus die Vertheiluug
derselben in der Kette längs des Erzgebirges.
Eine ähnliche, wenngleich weniger scharf markirte Senkung, in nord-südlicher
Richtung verlaufend, trennt den nördlichen Böhmerwald vom Kaiserwaldgebirge, an dessen
westlichein Rande wir die Quellen von Marienbad, Königswart und zahlreiche audere
minder wichtige finden. Beide Senkungen, die längs des Erzgebirges verlaufende und
die letztgenannte, kreuzen sich im Egerlande, und dieser Bezirk ist wie kein anderer reich
an Kohlensäuerliugen, so daß er der Eisel am Niederrhein und dem mittleren Frankreich
darin gleichkommt. Auf dieses Senkungsgebiet ist schon weiter oben einmal aufmerksam
gemacht worden, ebenso auf die Zeugen ehemaliger vulkanischer Thätigkeit, deren Nach-
zügler die Gasquellen von heute sind. Erklärlich ist hieraus auch die Erscheinung, daß
nicht nur im Gebiete selbst, sondern auch an den Umrandungen noch Mineralquellen,
wie z. B. im Bereiche des Kaiserwaldes, die vop Einsiedel und Sangerberg, hervor-
treten können.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Volume 15
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Böhmen (2)
- Volume
- 15
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1896
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.07 x 22.35 cm
- Pages
- 708
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch