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bei Bilm, durch ausgedehnte Fernsichten, wie sie sich von Königswart aus eröffnen,
oder durch ein von klarem Gewässer durchströmtes, vou anmuthigen bewaldeten Höhen
eingerahmtes Thalbild, wie in Gießhübl-Sauerbrumi, gegeben ist.
Mannigfache Zeichen der aus der Tiefe der Erde empordräugeuden Gewalten
mehren das Interesse an dem verhältnißmäßig kleinen Landstrich, auf dem Böhmens Kurorte
stehen. Wer zum ersten Male vor dem Springer des mächtig aufwallenden Sprudels in
Karlsbad steht, wird sich kaum einer gewissen Ergriffenheit erwehren können. Weniger
sinnfällig, aber kaum minder bedeutsam sind die zahlreichen, fast ausschließlich aus Kohlen-
säure bestehenden Gasausströmungen aus dem Boden des von Franzensbad bis Marienbad
sich erstreckenden Quellengebietes, deren ergiebigste in Franzensbad und bei Marienbad
zu finden sind. Die tägliche Gasausströmung am Polterbrunnen in Franzensbad
berechnete Trommsdorf auf 2,l02.400 Kubikfuß. Kaum minder zahlreich sind die dem
Boden in jenem Gebiete entquellenden Säuerlinge, deren z. B. bei Marienbad in einem
Umkreise von drei Stunden 123 gezählt wurden.
Fast alle Arten von Gesundbrunnen finden wir in Böhmen in hervorragender Weise
vertreten. Nur die Jod-, Schwefel- und Soolquellen fehlen. In erster Reihe sind die
alkalisch salinischen Quellen in Karlsbad, Marienbad und Franzensbad anzuführen, deren
Hauptbestandtheil schwefelsaures Natron (Glaubersalz) kräftig anregend auf die Darm-
thätigkeit, die Wasserausscheidung und den Zerfall der stickstoffhaltigen Gewebe wirkt.
Kochsalz und Soda sowie freie Kohlensäure sind außerdem die wesentlichsten Bestandtheile
dieser Quellen, deren erstere erfahrungsgemäß auch den Fettverbrauch im Organismus
steigern. Stockungen des Blntnmlanses in den Unterleibsorganen, krankhafte Vergrößerung
einzelner derselben, chronische Katarrhe der Verdauungsorgane, Harn- und Gallensteine
sowie Fettleibigkeit, in Karlsbad außerdem die Zuckerruhr sind die hauptsächlichsten durch
jene Wässer wirksam behandelten Krankheiten. In der Erforschung der Art und Weise
dieser Wirkungen befinden wir uns erst in den Anfängen und sind daher auch beimAbwägen
der Umstände, welche das eine Mal mehr für die Anwendung der einen, das andere Mal
mehr für die der anderen Quellen sprechen, fast ansschließlich auf die Erfahrung angewiesen.
Wir können mir sagen, daß nach der Zusammensetzung die Salzquelle in Franzensbad die
mildesten, der Ferdiuandsbrunn in Marienbad die stärksten Wirkungen entfalten muß,
daß bei den bekannten ausgezeichneten Erfolgen der Karlsbader Quellen auch die hohe,
zwischen 39 und 7l Grad Celsius betragende Temperatur derselben in Betracht zu ziehen
ist, sowie bei den Wirkungen der Franzensbader Quellen der nicht unerhebliche Eisengehalt,
der in der Stahlquelle sogar im Verhältniß zu den übrigen Bestandtheilen in den
Vordergrund tritt. Letzteres ist auch der Fall bei den Quellen von Königswart, Nendorf
nnd Sangerberg, beim Stahlbrnnnen in Liebwerda und Ambrosiusbrunnen in Marienbad,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Volume 15
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Böhmen (2)
- Volume
- 15
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1896
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.07 x 22.35 cm
- Pages
- 708
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch