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werden soll. Muß doch überhaupt das Wasser durch seine eigene Kraft ans den herzu-
stellenden Strombetten etwa 50 Millionen Kubikmeter Material hinausschwemmen, denn
das, was künstlich herausgebaggert wird, dient eigentlich nur, um die Wasserkraft in
Bewegung zu setzen und ihr die ihr zugewiesene große Arbeit zu erleichtern.
So schreitet die Arbeit vorwärts, Tag um Tag, Jahr um Jahr, fleißig und sicher
ihres vorgesteckten Zieles. Und die Zeit ist nicht mehr fern, wo das Werk vollendet sein
wird, das nm den Preis großer Kämpfe und Summen dem Wasser einen gleichmäßigen,
ungestörten Abfluß sichern und zugleich der Schiffahrt auf der oberen Donau freie Bahn
schaffen soll. Und schon jetzt bestehen die Schwierigkeiten nicht mehr, welche einst die
Schiffer gezwungen hatten, in Gönyö, dieser unteren Endstation der oberen Donau, ihre
Schleppschiffe auszuladen, die Waaren in kleinere Fahrzeuge umzustaueu und ihre Schiffs-
züge neu zusammenzustellen, was nicht nur großen Zeitverlust, sondern auch nicht geringe
Kosten verursachte. Nunmehr wird die ungehinderte, freie Schiffahrt gegen Westen gesichert
sein und mit ihr diese ganze Richtung des ungarischen Ausfuhrverkehrs, was ohne Zweifel
einen starken Aufschwung der Donauschiffahrt zur Folge haben wird. Vom Herbst 1893
angefangen wird die obere Donau schon in ihrem geregelten Bette fließen; die hergestellten
Werke bedürfen nur noch der Ergänzung und Entwicklung, und weiter nnten in einigen
neuen Abschnitten ist noch die Verengerung des allzn breiten Bettes zu bewerkstelligen.
Bei Gönyö waren wir Augenzeugen des lebhaften Umschlagsverkehrs, zu dem die
Donauschiffahrt sich hier bequemen muß, um ihren Weg gegen Westen fortsetzen zu können.
Die von der Theiß und den unteren Donaugegenden kommenden, nach Österreich bestimmten
Schiffszüge gelangten nämlich in der Regel mit voller Fracht bis hieher und konnten diese
so wegen der geringeren Tiefe des oberen Abschnittes nicht sicher weiterschaffen, sondern
mnßten hier ihre Last-, beziehungsweise Schleppschiffe erleichtern, zu welchem Zwecke sie
bereits von leeren Fahrzeugen erwartet wurden. Im Hafen von Gönyö lagen oft gleich-
zeitig 60 bis 70 solche Schiffe. Außerdem lösten sich hier auch die Schleppdampfer ab;
ein Theil der angekommenen kehrte um, währeud andere stärkere, von geringerem Tief-
gange, die entleerten oder erleichterten Schleppschiffreihen übernahmen. Von hier geht
auch die Schiffahrt auf dem Wieselburger Donauarm in der Raaber Richtung ans, wo
aber die Schiffe nur bei günstigerem Wasserstande fahren können.
Kaum sind wir an Gönyö vorbei, so ändert sich das Bild der Landschaft, ja selbst
der Lauf des Wassers. Die wildstruppigen Haine, die weidennmbnschten Inseln werden
seltener, auch der Strom des Wassers säustigt sich, und während es zwischen Theben uud
Gönyö auf den Meter durchschnittlich ein Gesälle von 26 Centimeteru hatte, sinkt dieses
unterhalb Göuyös plötzlich auf etwa sechs Centimeter und bleibt so weiter auf der ganzen
mittleren Donau. Am linken Ufer erscheinen nacheinander die Puszta Kis-Keßi, die
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (4), Volume 16
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (4)
- Volume
- 16
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1896
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.18 x 21.71 cm
- Pages
- 616
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch