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und bei letzterem die gleichnamige kleine Insel, dann Jeselnicza, ferner am rechten Ufer,
etwa 10 Kilometer vom Kasan-Paß, der serbische Ort Tekia und diesem gegenüber am
linken Ufer, dem Gebirge zu Füßen gelagert, die Stadt Orsova, welche mittels des hier
ausmündenden anmuthigen Cseruathales die Verbindung zwischen dem Inneren Ungarns
und der Unteren Donau aufrecht erhält. Dank dieser günstigen Uferlage war Orsova schon
in der Römerzeit — unter dem Namen Tierna — ein bedeutender Uferort der Unteren
Donau, und auch später blieb ihm stets eine gewisse internationale Färbung und Geltung
bewahrt, als dem gemeinsamen Verkehrsmittelpunkt von Ungarn, Serbien, Rumänien und
der Türkei. Und diese Wichtigkeit Orsovas wird mit der voraussichtlichen Steigerung des
Verkehres auf der Unteren Donau in Zukunft gewiß noch zunehmen.
Unterhalb Orsovas fällt der Cserua-Fluß in die Donau und an seiner Mündung
vorbei gelangen wir an einen Punkt von historischer Bedeutsamkeit. Am Rande des
Csernathales, am Fuße des Aliouberges, steht nämlich im Schatten schlanker Pappeln die
kleine Kapelle, welche die Stelle bezeichnet, wo in der Nacht vom 23. zum 24. August 1849
die ungarische Königskrone und die Krönungsinsignien vergraben wurden und wo man
sie am 8. September 1853 nach langem Suchen wieder auffand, worauf sie auf einem
besonderen Kriegsschiffe mit königlichem Pomp die Fahrt nach Wien antraten. Über diesem
Versteck der heiligen Stefanskrone ließ die Pietät des Monarchen im Jahre 1856 eine
Kapelle errichten und noch heute geht dort kein Ungar vorüber, ohne die in der Mitte der
Kapelle befindliche Höhlung zu betrachten, in der eine Marmorplatte den Ort bezeichnet,
wo diese Kleinode der Nation vier Jahre hindurch verborgen gelegen.
Weiterhin wird das Strombett bedeutend breiter und wir sehen die Insel Ada-
Kaleh vor uns, mit ihrer mohamedanischen Bevölkerung noch heute ein lebendes Denk-
mal der Türkenherrschaft an der Unteren Donau.
Die Insel Ada-Kaleh oder Nen-Orsova wurde im Jahre 1689 durch den
österreichischen General Heister befestigt, jedoch durch die Türken besetzt, bis sie durch den
Frieden von Passarowitz wieder an die ungarische Krone zurückgelangte. Karl III., König
von Ungarn, ließ auf ihr ein ausgedehntes Festungswerk errichten, das jetzt größtentheils
in Trümmern liegt. Diesem gegenüber wurde am serbischen User das Fort Elisabeth
erbaut, das im Jahre 1868 Michael Obrenovics, Fürst von Serbien, schleifen ließ. Nach
dem Belgrader Frieden vom Jahre 1739 fiel Ada-Kaleh wieder an den Sultan zurück;
1790 legten die Österreicher neuerdings die Hand darauf, doch wurde es im Frieden von
Sistovo dem Sultan zurückerstattet, bis endlich nach dem russisch-türkischen Kriege von
1878 auf Ersuchen des Sultans die österreichisch-ungarische Monarchie den Schutz der
türkischen Einwohnerschaft Ada-Kalehs übernahm, die jedoch ihre autonome Behörde,
ihren türkischen Charakter und türkische Verwaltung noch heute besitzt.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (4), Volume 16
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (4)
- Volume
- 16
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1896
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.18 x 21.71 cm
- Pages
- 616
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch