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Bildwerke, und zugleich vollkommene Erzeugnisse des Bronzegusses, der durch die Kelten
in dieser Gegend schon einige Jahrhunderte vor Ankunft der Römer meisterlich geübt
wurde. Ohne bei den Götterstatuetten zu verweilen, erwähnen wir die figurirten Bronze-
verzierungen der aus Eisen eonstruirteu Wagen.
Bei Somodor im Komorner Comitat, zu Titöny in der Nähe von Ofen, zu Sar-
Szent-Miklös und Nagy-Look im Weißenburger Comitat wurden in Gräbern beinahe
unversehrte Wagen, zu Dnnaföldvar, Altofeu und anderwärts kleinere Wagenbestaud-
theile gefunden.
Das Grab zu Somodor war besonders reich, es enthielt außer dem Wagen edel-
geformte Bronzegefäße uud andere Gegenstände, darunter einen Dreifuß, dessen Füße
oben in Brustbildern endigen und den der Verfertiger sogar mit seinem Namen Octavius
bezeichnet hat. Der oberste Rand des Wagens war mit einer 28 Centimeter hohen Grnppe
von drei Bronzestatuetten geschmückt, bacchischen Figuren, die sich im Tanzschritt dem
Beschauer nähern uud auf ihren Schultern ein fächerförmiges Palmenblatt tragen. Auch
diese charakteristisch gebildete Gruppe geben wir in Abbildung unter den römischen
Alterthümern. Die Deichsel und andere Theile des Wagens, desgleichen das Pferde-
geschirr, waren gleichfalls mit Statuetten geschmückt. Dieser mit überraschendem Lnxns
gearbeitete Wagen ist auch hinsichtlich seiner Eisenconstructiou ein Meisterwerk. Die Kelten
waren berühmte Wagenbauer, und die Eisenconstruction des Wagens ist wahrscheinlich
keltischen Ursprungs; dagegen weisen die Bronzefigürchen nach Motiv nnd Form eher auf
eiue römische Haud, so daß diese Wageu gleichsam Sinnbilder der Vermischung von
keltischer nnd römischer Cultur sind.
In das Bereich der Plastik gehören noch, obgleich sie sich niit den geschilderten
Gußarbeiten nicht messen können, die aus Brouzeplatten getriebenen und zum Theil mit
der Punze ausgearbeiteten Reliefdarstellungen.
Die bedeutendsten stammen aus Kömlöd im Toluaer, aus der Füufkirchuer Gegend
im Barauyaer, aus Feuek im Zalaer und aus Felcsuth im Weißenburger Comitat. Der
Kömlöder Fund besteht aus zwei dreieckigen Platten, 36 Centimeter hoch, auf einer Basis
von 27 Centimeter Breite, wozu vermuthlich noch eiue dritte Platte gehört hat. Die eine
Platte zeigt den auf einem Stiere stehenden Jupiter Dolichenns und einige Brustbilder,
die andere ist in vier Felder getheilt, welche eine Opferscene, gleichfalls mit Jnpiter, uud
andere Figuren enthalten. Die Fünfkirchner Bronzeplatte, 18 Centimeter hoch und
28 Centimeter breit, ist ein Stück des Beschlages einer hölzernen Geldkiste. In den drei
Feldern des oberen Theiles sieht man sitzende Götterfigureu, die fünf Felder des unteren
enthalten stehende Figuren, welche die münzenprägenden Städte Constantinopel, Carthago,
Nicomedia und Siscia fymbolisiren und der fünften Figur, der Roma, huldigen.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (4), Volume 16
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (4)
- Volume
- 16
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1896
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.18 x 21.71 cm
- Pages
- 616
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch