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Wand der Hauptapsis, die auf einer kräftig profilirten Basis steht und oben ein mit Laub-
ornament versehenes Gesimse nebst reich ausgebildetem Fries von Dreiblattbogen hat, der
Breite nach durch Säulen und der Höhe nach durch ein Gesimse in Felder ein. Jedes Feld
betrachtet und behandelt er als selbständiges Ganzes. Die unteren Felder schmückt er
mit rnndbogigen Blendarkaden, in die er Statuen stellt. In den oberen aber erreicht er mit
der wunderbar fein empfundenen Durchbildung der Fensterrahmen und Fensterleibungen
den Gipfelpunkt einer Kunst, auf die man übrigens schon nach der Ausschmückung des
Hauptthores schließen konnte. Er baut nämlich die Wirkung seines Gebildes nicht blos
auf die Formen, die ihm sogar nur Mittel zweiten Ranges sind, sondern wendet seine
größte Sorgfalt an das Hervorrufen eines launenhaften, bezaubernden Spiels von
Lichtern und Schatten, zu dessen Variationen er durch den Reichthum seiner Formenwelt
Gelegenheit gibt. Außer der Richtigkeit der Verhältnisse, ist dies das Hauptgeheimniß der
Bauweise. Dies ist es, was dem Großartigen Lebendigkeit, dem Gleichförmigen Mannig-
faltigkeit, dem todten Gefüge Seele verleiht.
So steht auf einem Hügel mitten in dem Dorfe Jak das unsterbliche Werk eines
Meisters, dessen Namen und Herkunft man nicht kennt. Das ist die echte versteinerte
Musik, ein erhabener Hymnus, der über die reiche Ebene des Eisenburger Comitates
dahinschallt bis an die waldbekränzten Ausläufer der Alpen, die sie umspannen. Er singt
von der einstigen Herrlichkeit der Baukunst im Lande jenseits der Donau und fleht nach
so vielen nagenden Jahrhunderten nur um eins: um Wiederherstellung durch einen Künstler,
der nicht mehr können will als die Meister jener alten Zeiten.
Die Kirche wurde im Jahre 1256 geweiht. Die Kapelle in ihrer Nähe gehört
derselben Zeit an. Ihr Grundriß zeigt einen Vierpaß, er besteht aus vier um einen
Mittelpunkt grnppirten Segmenten von etwas mehr als Halbkreisgröße. Der Aufbau ist
einfach, das Thor öffnet sich in einer aus dem einen Segment vorspringenden Giebelwand
und ist an seiner Leibung durch je zwei einfache Säulen gegliedert.
In der ersten Hälfte des XIII. Jahrhunderts wurde das Land jenseits der Donau
«och mit zahlreichen, ganz hervorragenden kirchlichen Bauten bereichert, von denen aber
nur Ruinen oder gar blos geringe Trümmer vorhanden sind. Von der bischöflichen
Kapelle zu Raab ist in Folge späterer Umbauten nur die untere Kapelle erhalten. Zu
Zircz im Veßpremer Eomitat finden sich einige Bruchstücke und eiu Säuleuschast der um
diese Zeit erbauten und im Jahre 1731 abgetragenen Cistercienser-Probsteikirche. Dagegen
sind die Trümmer der durch Köuig Bela III. im Jahre 1184 gegründeten Eistercienser-
Abtei zu Pilis-Szent-Kereszt im Pester Eomitat unter dem Erdreich verschwunden.
Auch der Standort des vor dem Jahre 1252 gegründeten Prämonstratenser-, später
Camaldnlenserklosters nebst Kirche zu Majk im Komoruer Eomitat ist kaum noch durch
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (4), Volume 16
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (4)
- Volume
- 16
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1896
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.18 x 21.71 cm
- Pages
- 616
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch