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der von der österreichischen Grenze daherkommt; nach den drei anderen Seiten ist sie durch
das umgebende Gebirge verdeckt. Von der freien Seite ist sie unnahbar und auch von der
umgebenden Bergkette durch tiefe Schluchten und einen künstlichen Graben getrennt. An
dem Punkte, wo sie am leichtesten zugänglich ist, steht noch jetzt der gewaltige rnnde
Thurm, 14 Meter im Durchmesser uud 50 Meter hoch. An der von Natnr starken
Stelle bildeten Thurm uud Zugbrücke die Hauptbefestigungen der Bnrg. Die Ringmauer
war von geringerer Wichtigkeit. Der Palatin Nikolaus Esterhäzy baute die Burg im
Jahre 1637 von Grund aus neu auf. Damals entstand die Doppelmauer und das auf
der inneren Mauer sich erhebende viereckige Schloß, dieser ungeheure Baukörper, an dem
mit Ausnahme des in Formen der Spätrenaissance gehaltenen Thores nichts die Zeit der
Erbauung verräth. Noch jünger ist das Thor, das sich auf den Burgbezirk öffuet, sowie
die Zugbrücke. Nichts ist übrig, woraus sich die Anlage der alten Bnrg erkennen ließ.
Die lange Reihe von Sälen und Wohnzimmern im Schlosse ist völlig schmucklos. Hier
wird die fürstlich Esterhäzy'sche Schatzkammer verwahrt, die so reich ist an Meisterwerken
der Goldschmiedekunst, desgleichen die Waffensammlung, die reichste private, die es gibt.
Die in Öl gemalten Bildnisse der fürstlichen Familie, die hier aufgehängt sind, sind weder
durch Treue, uoch durch Kunstwerth besonders hervorragend. Die alte Burg zu Eisenstadt
(Kis-Marton) verschwand beinahe spurlos, als an ihrer Stelle der Palatin Fürst Paul
Esterhäzy im Jahre 1683 das noch heute bestehende Schloß erbauen ließ. Auch die Stätte
der Burg Szarvkö, die im Jahre 1347 zum ersten Mal erwähnt wird, ist nur durch
wenige Steine bezeichnet.
Bnrg Leka befindet sich gleichfalls im Ödenbnrger Comitat; in der halbkreis-
förmigen Thalmulde einer hohen Bergkette steht sie recht zugänglich auf dem Gipfel eines
niedrigen und nicht steilen Hügels; von drei Seiten ist sie gut maskirt, gegen Westen aber
ist sie weithin, bis Bernstein (Borostyänkö) sichtbar. Jenseits der Donau ist dies das
charakteristischeste Beispiel einer wahren Ritterburg. Ihr Zustand ist zwar baufällig, doch
ist sie eine jener überaus seltenen Bnrgen, an denen sich die ursprüngliche Anlage wenigstens
im Ganzen und Großen erkennen läßt. Wahrscheinlich ist sie im XIII. Jahrhnndert ent-
standen und von den durch Bela IV. hereinberufenen Hospitalitern erbaut. Sie besteht
aus älteren, dieser Zeit entstammenden Theilen nnd aus jüngeren, die um das Jahr 1670
unter jenem Grafen Franz Nädasdy aufgeführt wurde», der ein so trauriges Ende fand.
Jetzt ist sie Eigenthum der fürstlichen Familie Esterhäzy. Der Burgbezirk ist größtentheils
durch einen Ring von neben einander stehenden Gebäuden, znm Theil aber durch eine
starke Mauer umgeben. Die Anordnung paßt sich der ungleichen Oberfläche des Fels-
hügels an. Durch das äußere Thor gelangt man in einen engen, unregelmäßig fünfeckigen
Zwinger mit abschüssigem Boden, an dessen einer Seite sich ein gewaltiger, gleichfalls
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (4), Volume 16
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (4)
- Volume
- 16
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1896
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.18 x 21.71 cm
- Pages
- 616
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch