Page - 166 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (4), Volume 16
Image of the Page - 166 -
Text of the Page - 166 -
166
Leibungen ausgestattet worden; auch dies behielt der Künstler bei, insofern es sich in
gutein Zustande befand und zu dem Bau des XIII. Jahrhunderts stimmte. Er behielt
auch die Fa^ade aus dem XIX. Jahrhundert. So beschränkte sich die Erneuerung auf das
Innere der Kirche. Ganz neu sind die Einrichtungsgegenstände, ferner die Glasgemälde
der Fenster und die das Innere schmückenden Wandbilder, welche die Werke der göttlichen
Vorsehung in der Geschichte der Menschheit darstellen. In diesen ganz neuen Schöpfungen,
die übrigens, obgleich wesentlich, doch Zusätze sind, war der Künstler sichtlich bestrebt, dem
Geist der Kunst des XIII. Jahrhnnderts sich wenigstens zu nähern. Im Allgemeinen sind
sie anch ziemlich gut gelungen, obgleich unleugbar hie und da das Erlernte des Stils
in die Angen fällt. Manchen architektonischen Einzelheiten sieht mau es an, daß der
bestehende Zustand der Herstellung richtiger Maße hinderlich wurde. Dennoch gebührt
dem Künstler volle Anerkennung, denn er hat diesen Bau des XIII. Jahrhunderts in allen
wesentlichen Zügen seines Innern aus den Trümmern hervorgezaubert, gleichzeitig aber
auch die Details, die von dem vielbewegten Schicksal desselben berichten, zn erhalten
gewußt.
Der Dom zu Fünfkirchen war viel zu baufällig, als daß die Wiederherstellung sich
blos ans das Innere hätte beschränken können, und da die Umgestaltungen des vorigen
Jahrhunderts auch einen großen Theil seines Äußeren vernichtet hatten, war nicht einmal
an die sogenannte materielle Wiederherstellung zu deukeu. Die Aufgabe war, eiue neue
Kirche im Geiste der alteu zu baueu, uud der erprobten Erfahrung des Wiener Domban-
meisters Friedrich Schmidt gelang es, sie innerhalb des Jahrzehntes 1881 bis 1891 mit
überraschendem Erfolge zu lösen. Au der Stätte der alteu Kirche erstand eine neue, die
uach Gröszenverhältnissen, Anlage nnd allen charakteristischen Zügen des äußeren Aufbaues,
wie nicht minder hinsichtlich der einfachen stattlichen Monumentalität der früheren gleicht.
Der Künstler behielt die charakteristischen vier Thürme, wie auch die Form der drei
Apsiden der östlichen Schmalseite bei, blos mit der Zugabe, daß er die einst glatten
Mauer» dnrch Lisenen, die beiden Langseiten uud die Hanptsa^ade aber uach Art der
romanischen Kirchen in Toseana uud Dalmatien durch Arkadenfriefe gliederte. Im Inneren
sieht mau erstaunt einen bisher kaum geahnte» Reichthum uud Farbeupruuk der romanischen
Knust. Da funkeln Gold und Bronze, brauuer, rosenfarbener, dunkelrother, bläulichweißer,
hell- uud dunkelgrüner, roth geäderter gelber Marmor schimmern um die Wette mit
violettem uud grünem Serpentin uud mischen sich mit dem Glänze des Onyx; Alles aber
wird beherrscht durch die Farbenpracht der Gemälde, welche die Wände des Hauptschiffes,
die balkenumsäumten Felder der Flachdecke, den Chor und Ehorabschlnß, sowie alle anderen
passenden Flächen bedecken. Das Nämliche wiederholt sich in der Vorhalle des südlichen
Seitenthores, in den Kapellen längs der Seiteuschiffe uud in der Unterkirche. An der zn
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (4), Volume 16
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (4)
- Volume
- 16
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1896
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.18 x 21.71 cm
- Pages
- 616
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch