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da sie sich meist auf Landwirthschaft beschränkt, ziemlich arm, besonders seitdem auch noch
ihre blühenden Weingärten der Phylloxera erlegen sind.
Mitten in Palota steht im Thalgrund, von breitem Burggraben umgeben, die düstere
alte Burg Palota, ein riesiges Viereck mit drei Meter dicken Basteimauern, mit Eck-
thürmen, Zugbrücke und Brückenkopf. Vor Zeiten war sie ein richtiges kleines Fort, das
sich selbst gegen Kanonen mit Erfolg halten ließ. Der mächtige Magnat Nikolaus Ujlaky
hat sie zur Zeit König Matthias' I. erbaut. Nach dem türkischen Eroberungszuge des Jahres
1552 theilte Palota fast immer das Schicksal der nahe gelegenen Beste Veßprim. Meist
wurden beide gleichzeitig von den Türken erobert und von den ungarischen und deutschen
Heeren zurückgewonnen.
Sie überstand sechs Belagerungen, die interessanteste im Jahre 1566. Im Juni
dieses Jahres wurde sie durch Arslau, Beglerbeg von Ofen, mit einem Heere von
9000 Mann und regelrechtem Belagerungsgeschütz angegriffen. Der Burghauptmann
Georg Thury bekam zu rechter Zeit Wind von dem türkischen Anschlag und sandte nach
allen Seiten Botschaft. Er erhielt von Franz Török, dem tapferen Commandanten der
Beste Papa, eine Hilfsfchaar von 250 Mann und ließ alle Vertheidigungswerke in Stand
setzen. Aus den Einzelheiten der Belagerung geht hervor, daß die heutige redouteuartige
Burg damals nur eine sogenannte Citadelle oder innere Burg war und namentlich auch,
daß sich vor dem jetzigen Hauptthor noch ein Vorwerk befand. Die erfolgreiche Beschießung
der Mauern und die erfolglosen Stürme dauerten eine Woche lang, es wurden zwischen
dem 6. und 10. Juni viele Tausend Kugeln in die Burg geschleudert und ein Thurm der
Möre-Bastei stürzte zusammen. Die Besatzung war 500 Köpfe stark. Der Beglerbeg
glaubte, Thury vertheidige diese kleine Burg nur in der Erwartung eines Entsatzheeres so
zäh; er sandte daher zur Kundschaft Streifpartien in der Richtung auf Raab aus, von
wo alleinHilfe kommen konnte. Ein solcher Trupp nun berichtete auf Grund irrthümlicher
Wahrnehmung, daß Salm, der Commandant von Raab, mit einem großen Heere zum
Entsatz von Palota heranrücke. Da verlor der Beglerbeg den Muth und zog in einer
dunklen Nacht heimlich mit allen seinen Streitkräften ab.
In der jetzigen erneuerten Form gehört die Burg dem XVII. Jahrhundert an, wo
sie den Türken zum letzten Male wieder abgenommen wurde. Sie war der Hauptort der
den Grafen Zichy gehörigen Herrschaft Palota, die später durch weibliche Erbfolge in
das Eigenthum der Grafen Sztaray überging. Das durch den Grafen Johann Waldstein
erbaute prächtige Schloß steht auf dem neben der alten Burg ansteigenden Hügel.
Oberhalb Var-Palota's ist das Bakonygebirge schon bedeutend höher. Nordwestlich
von Var-Palota, zwischen Tes, Hajmäs-Ker und Pere, liegen die Höhen Märknsszekreny,
Berhegy, Futöne-Hegye und Balla, die sich schon bis zu 500 bis 580 Meter erheben und
Ungarn IV. 12
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (4), Volume 16
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (4)
- Volume
- 16
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1896
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.18 x 21.71 cm
- Pages
- 616
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch