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Dann folgt, unterhalb von Szent-Gröt, am rechten Ufer der Zala das Dörfchen
Kehida. Sein Ruhm knüpft sich an Franz Deäk, der hier wohnte und eine Besitzung
hatte. Es ist eine alte Ansiedlnng und gehörte der Reihe nach den Kanizsay und Hässägyi,
worauf es an die vornehme Familie Hertelendy überging. Kaspar Hertelendy erbaute zu
Anfang des XVIII. Jahrhunderts das jetzige Schloß. Seine Tochter Anna, Gattin des
Gabriel Deäk, war die Großmutter der Brüder Anton und Franz. Im Besitze der Familie
Deäk vereinigten sich, von väterlicher und mütterlicher Seite her, außer Kehida noch die
Güter zu Söjtör, Tärnok und Oroklän. Mitte des vorigen Jahrhunderts theilte sich die
Familie Deäk in die Zweige von Kehida und Tärnok. Zu dem Kehidaer Zweige gehörten
Anton und Franz; der erstere war Führer der Opposition im Comitate und Deputirter
auf den Reichstagen von 1825 und 1832, der andere war der „Weise des Vaterlandes",
welchen Ehrentitel die öffentliche Meinung ihm schon bei Lebzeiten zuerkannte. Franz
Deäk wohnte bis zum Jahre 1854 in Kehida. In seiner dortigen Einsamkeit suchten ihn
begeisterte Jünglinge aus weiter Ferne, Staatsmänner aus dem Reichstage, Schriftsteller
und Dichter auf. Im Jahre 1854 verkaufte er seine Besitzung an den Grafen Stefan
Szöchenyi. Nach dessen Tode ging sie an den Sohn, Edmund Szöchenyi über, der sie im
Jahre 1872 dem Bankier Baronyi verkaufte.
Köveskut ist ein kleines Dorf, östlich von Kehida im Gebirge gelegen; es war
einst von gewaltigen Forsten umgeben.
Der Mittellauf des Zala-Flusses ist durch einen von Zala-Jstvänd in nord-südlicher
Richtung abgehenden Kanal von 72 Kilometer Länge mit der Mnr verbunden. Dies ist
der sogenannte Nagy-esatorna (Große Kanal). Die Zala fließt in den Plattensee, die Mnr
in die Dran. Zala und Mnr haben jede ein besonderes Stromsystem. Jede hat andere
Nebenflüsse und die Linie der Wasserscheide ist zwischen ihnen ganz deutlich. An dem
Kanal, der beide verbindet, ist nicht sowohl die Ausführung interessant, als vielmehr der
ganz originelle Plan. Die Linie der Wasserscheide zwischen Zala und Mnr läuft in der
Richtung auf Pacsa. In der Nähe dieses Ortes, am Fuße der Rajker Hügel, entspringt
der Bach, der seit uralten Zeiten Kanizsa-Flnß hieß; er floß von hier südwärts gegen
die Stadt Kanizsa, trennte Klein-Kanizsa von Groß-Kanizsa, nmfloß die zwischen diesen
beiden Orten gelegene berühmte Festung Kanizsa und mündete bei dem Zrinyi-Brnnnen,
dem einstigen Zrinyi- oder Zerinvär(Zrinyibnrg) in die Mnr. Dieser Fluß bildete ehemals
Seen, Inseln und Sümpfe. Am Ursprünge des Kanizsa-Flnsses bei Pacsa hat die Wasser-
scheide 152 Meter Seehöhe und der Fall des Flusses bis zu seiner Einmündung iu die
Mur beträgt 132 Meter. Der Kanal des einstigen Kanizsa-Flnsses heißt jetzt Prinezipälis-
csatorna (Prinzipal-Kanal) und hat eine Länge von 48 Kilometer. Der nämliche
Kanal aber setzt sich, erst unter dem Namen Nagy-csatorna, dann als Foglär-csatorna,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (4), Volume 16
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (4)
- Volume
- 16
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1896
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.18 x 21.71 cm
- Pages
- 616
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch