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hatte auch die Erlaubniß, eine Burg zu bauen, und ist somit wohl als Erbauer der
Reszueker Burg zu betrachten, die jedoch weit kleiner war, als daß sie den Türken mit
Erfolg hätte widerstehen können. Heute ist von dieser Burg keine Spur mehr vorhanden.
Zu erwähnen ist ferner im oberen Kerka-Thale Szent-Erzsebet, an der West-
grenze des Comitats zu Füßen eines üppigen bewaldeten Berges gelegen. Früher war es
ein Dorf, jetzt bildet es zwei Dörfer: Also- und Felsö-Szent-Erzsebet, das erste Eigenthum
der Fürsten Esterhäzy, das zweite der Grafen Szäpäry.
Im Kerkathale liegt Szöcsi-Sziget. Dieser Ortsname erhält das Gedächtniß
einer großen, vor zwei Jahrhunderten ausgestorbenen Familie. Es gehörte seit dem
XIV. Jahrhundert dem Felsö-Lendvaer Zweige der Familie Szechy von Rimaßecs, der im
Jahre 1684 mit Peter, Obergespan des Eisenburger Comitats, erlosch. Peters Gattin
war Gräfin Therese Batthyäny, seine Tochter Katharina heiratete den Grafen Franz
Nädasdy. Die Besitzungen im Zalaer und Eisenburger Eomitat sind theils durch Erbschaft
in weiblicher Linie, theils durch Schenkung oder Kauf an die Grafen Andräfsy, Batthyäny,
Szäpäry und Szechenyi übergegangen.
Szöcsi-Sziget liegt in einer herrlichen Mnlde des unteren Kerka-Thales, unterhalb
der Stelle, wo Kerka und Eserta ineinanderfließen; einst war es, wie schon sein Name
zeigt, eine von Bächen und Sümpfen umgebene Insel. Im Osten wird es von üppig
belaubten, namentlich mit Kastanien bestandenen Höhen überragt. Seine alte, schon vor
der Schlacht bei Mohäcs erbaute Burg wurde nach dem Falle Kanizsas infolge des
Reichstagsbeschlusses vom Jahre 1608 in Stand gesetzt und auch die folgenden Reichs-
tage versorgten es mit Kriegsbeiträgen an Geld und Robot, umfomehr, als das Kerkathal
der gewöhnliche Einbruchsweg der türkischen Streifpartien war, die von Kanizsa aus das
Eisenburger Eomitat und Steiermark brandschatzten. Ihrer Ausdehnung nach gehörte die
Burg zu den mittelgroßen des Comitats.
Das Muraköz (Murwinkel), dieser südlichste Theil des Zalaer Comitats, ist in die
Bezirke von Perlak und Csakathnrn (Csäktornya) getheilt und umfaßt 150 wohlhabende
kroatische Gemeinden nebst etwa 40 gut bevölkerten Pnszten. Mit Ausnahme des westlich
von Mura-Szerdahely und Csakathnrn gelegenen, an Steiermark grenzenden, hüglig
gewellten Landstrichs, sind beide Bezirke ebenes Flachland, stellenweise mit kiesigem Unter-
grund, im Allgemeinen mit fruchtbarem Alluvialboden. Im Norden wird es von der Mnr
begrenzt. Die südliche Grenze bildet die Dran, die sich noch in urwüchsigem, nicht regnlirtem
Zustande befindet und ihr schlammiges, oft anschwellendes Gewässer in Hunderten von
Windungen von Bucht zu Bucht, von Insel zu Insel, zwischen üppigen Weidenbeständen,
Erlenwäldern und Ginsterdickichten dahinwälzt, bis sie bei Legräd das Zalaer Comitat
verläßt.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (4), Volume 16
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (4)
- Volume
- 16
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1896
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.18 x 21.71 cm
- Pages
- 616
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch