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Häuptern jenseits des Wasserscheide-Tunnels von Abaliget auftauche», schleichen nnlustig
uach Norden davon, als kränkten sie sich wegen des großen Umweges, den sie mit dem
Kapos machen müssen, um «ach Tagen endlich die Donan zu erreichen, in der ihre noch
weiter landeinwärts geborenen Schwestern längst zur Ruhe gelangt sind. Denn die
anderen alle eilen südwärts nach dem Ormansäg hinaus; so lange schlüpfen und hiipfeu
sie umher, bis sie einen Ausweg finden, durch den sie hinablaufen zum kleinen Okor,
dessen Nymphe mit schlammigen Füßchen und weidengrauen Locken sie erwartet und
mitnimmt in die Ebene. Bei Monos-Okor (der alten Abtei uck Uonasterium Huxtu Okor)
vereinen sie sich mit dem von Szigethvär kommenden Almäs, dann weiterhin mit dem
Fünfkirchener-Bach und ändern unterwegs dreimal den Namen, als wären sie ans
unerlaubten Pfaden schleichende Flüchtlinge, um schließlich bei Palkouya in die Dran zu
fallen. Gefälliger ist der Anblick derjenigen, welche die Wirthschaft durch Pflege uud
Regelung nutzbar gemacht hat. Den Fünfkirchueru spendet der Jakobsberg seinen Krystall
aus hundert Quellen, deren reichste der über der Stadt nistende Tetye ist. Weiterhin
folgen die von Peesvärad, darunter Bela's Brunnen (Böla Kütja), der den Namen
des blinden Königs führt. Noch weiterhin ragt als Endpunkt der immer wuchtiger
ansteigenden Bergliuie der ewige Zeugö, dessen ruinengekrönten Gipfel die Wolken
heimsuchen, um bei unbekannten Geistern zu nächtigen. Das umfangreiche Bergmassiv —
der höchste und reichste Berg jenseits der Donau — ist mit dichter wohlgehegter Walduug
bedeckt, dessen kreuz und quer laufende Durchschläge das muntere Reh mit kokettem
Sprnug übersetzt; in den vor Hitze und Frost geschützten Thälern öffnet der frühe Lenz
die Blumen und singt die Amsel spät in den Herbst hinein. Man denkt an den quellen-
reichen Jda, nicht anders sprudelt es rings um die Wette von Wässerchen. Am kräftigsten
und muntersten geberdet sich der Blasinsbruuueu (Baläzs-Küt), dessen frisches Naß
in dichtem Kastanienwald mannsdick hervorbricht, dann in tiefem Grunde das Honig- uud
obstreiche Värkouy benetzt, noch etliche Thälchen durchläuft, dessen Äderchen es insgesammt
an sich lockt, um unterwegs Hunderten von armen Müllern ihr Brod zu reichen und
schließlich unter dem Namen Peesvärader Wasser (pecsvüraäi vix) uuteu bei Villauy
zu erscheinen. Dort verläßt er die Hügel und zugleich seine Richtung, seinen Namen, seine
Jugend. Nach Osten abbiegend, heißt er nun Karasieza, läuft in gegrabenem Bett dem
Fuß der unteren Barauyaer Berge entlang durch Ebenen, auf denen trübe Erinnerungen
lasten, nach Kis-Köszeg, wo er sich in die Donau wirft.
So gelangen die tausend Bächlein des Meesek durch zwei Pforten ins Freie: die
Karasicza führt sie der Donau, der Okor oder Feketeviz (Schwarzwasser) der Drau zu.
Nur ein einziges sucht die übrigen nicht auf, souderu irrt einsam umher, das kleinste, aber
tiefste Gewässer, das einst ein Reich verschlungen hat. Das ist der Csele oberhalb Mohäes.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (4), Volume 16
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (4)
- Volume
- 16
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1896
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.18 x 21.71 cm
- Pages
- 616
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch