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Steinbrechen obliegt, ja selbst aus dem Thon Geld zu machen weiß. An vielen Orten ist
die Verfertigung von Thonwaaren eine allgemeine weibliche Handarbeit, wie anderwärts
das Spinnen und Weben. Die Mädchen von Hertelend haben für diese etruskische Kunst
ein besonderes Geschick, in ihren Sangkrügen bleibt das Wasser viel länger kühl, als in
dem Pfuscherzeug anderer Gegenden. Die uralten Dörfchen haben meist nur eine Handvoll
Bewohner, jedoch schöne magyarische Namen und Insassen, die in ihrer Weltabgeschieden-
heit die alten Erinnerungen lange bewahrt haben und zum Theil noch jetzt hegen. Bischof
Klimo verzeichnete in der Mitte des vorigen Jahrhunderts noch zahlreiche Ruinen von
Kirchen und Kapellen mit bemalten Portalen und Wandgemälden (Mänfa, Barätnr, Szent
Katalin, Szek, Szopok, Jänosi, Egyhäzber, Komlö, Abaliget mit seiner Tropfsteingrotte
n. f. w.), welche zumeist den heiligen Königen Ungarns geweiht waren. An den Rändern
der Berggegend gibt es auch einige kleine, wenig bevölkerte Marktflecken, die sich um
ein Schlößchen lagern; so Gödre au der Somogyer Grenze, Szaszvär mit seiner
schweigenden Burgruine und desto geräuschvolleren Kohlenwerken, dann Säsd, Mägocs
und Räcz-Kozär an der Tolnaer Grenze.
Die nördlichen Winde brechen sich an den Graten des Gebirges, zuweilen aber
brechen sie durch und fahren mit grausamer Gewalt in das südliche Gelände nieder, wo
sie ab und zu sogar Schaden anrichten. Doch ist das Angesicht der Natur hier ein ganz
anderes; wenn oben der Winter noch mit den Zähnen knirscht, breitet hier schon der Lenz
seinen blumigen Teppich aus; hier sind die Winter kurz und mild, die Sommer luftig,
die Herbste lang und süß. Es ist eine kleine Lombardei. Noch im Bereich des Meesek,
aber schon in der Pforte des südwärts geöffneten Thales, liegen Bükkösd mit seinem
Schloß und Helesfa, beide reich an gutem Wein. An ihnen vorbei schwenkt die Eisenbahn
in die Ebene südlich des Mecsek hinaus und hält plötzlich an, um bei Szent-Löriuez
den Barcser Zug abzuwarten. Hier soll einst ein Johanniterconvent bestanden haben,
das jetzt Esterhäzy'sches Besitzthum in der fruchtbaren Gemarkung der Tarcsaer Pußta ist.
Das Städtchen hebt sich zusehends an diesem günstigen Vereinigungspnnkte zweier
Bahnlinien, die als ein Strang nach Fünfkirchen weiter ziehen, immer dem Fuß des
Mecsek entlang, an dessen hier noch öden Abhängen, gleich Schwalbennestern unter dem
Erker oder gleich Säuglingen an der Mutterbrust, die Dörfer Boda, Bakouya,
Kövagö-Szöllös und etwas weiter einwärts Töttös hängen, dieses mit einer Burgruine,
sämmtlich aber mit weithin sichtbaren Kirchen. Unten in der Ebene liegen magyarische
Dörfer mit schöner Bevölkerung und mit Namen, die sie nach französischen Heiligen haben:
Szent-Gäl und Szeut-Dieues, und die an Wohlhabenheit, Zahl und Tüchtigkeit
der Bevölkerung hervorragendste Gemeinde der Gegend, Szabadßentkiräly, die einzige
adelige, nnd zwar altadelige Gemeinde des wenig aristokratischen Baranya. Den Namen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (4), Volume 16
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (4)
- Volume
- 16
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1896
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.18 x 21.71 cm
- Pages
- 616
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch