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Als der See noch mehr Wasser hatte, war er auch fischreich. Er führte meist
Karpfen und Karauschen, weniger Hechte und Barsche; Weißfische waren so massenhaft, daß
man Schweine damit fütterte. Der Fischfang geschah meist mit dem sogenannten „Kiirtö",
einer originellen Vorrichtung, welche auch die deutschen Fischer den magyarischen entlehnt
haben. Nirgends in Ungarn wurden diese Fischfallen aus Rohrgeflecht so geschickt
hergestellt, als in der Gegend von Schrollen (Sarröd), Szeplak nnd Heiligenstein
(Hegykö). In ungeheuren Schwärmen kamen auch die Wasservögel an den See. Diesem
und den Hansäg-Sümpfen verdankte es das Ödenbnrger Comitat, daß es von den
330 Vogelarteu Ungarns 250 aufzuweisen hatte.
Seither ist das Alles anders geworden; Fische gibt es keine und auch Vogelarten
nur wenige. Am hänfigsten ist noch die Wildgans ((!inerous und Le^elum), deren riesige
Schwärme jedoch dem Ackerbesitzer nicht willkommen sind. Den einzigen Nutze» bietet die
Rohrernte; vou der Rohrfabrik zu Eszterhäza geheu viele Wagenladungen nach Deutsch-
land. Die jungen Triebe des Rohres werden auch als Viehfutter benützt. An Wild ist der
Hansäg noch immer reich. In den ungeheuren Röhrichtstrecken brüten die Wasservögel zu
Tausenden, so uisten Schaaren von Silberreihern in dem sogenannten „Aranyos"-Theile
des Han, zwischen Kapnvär und Csorna, was jetzt in Ungarn eine Seltenheit ist. Im
dortigen Erlenwalde (Egererdö) gibt es viele Hirsche, die bis an die Brust im Wasser
watend ihre Nahrung suchen, während der Nachwuchs auf erhöhterem Boden weilt. Auch
die Wildkatze kommt hier noch vor und die Fischotter ist häusig. Im erwähnten Walde
wurde 1747 Hany Jstök, dieses räthselhafte verwilderte Kind gefangen, dessen Bild im
Schlosse Eszterhäza zu sehen ist. Nach dem Matrikelbuch von Kapnvär mag es acht Jahre
alt gewesen sein, als es aus dem Wasser geholt wurde, wo es sich vou Fröschen und
Fischen nährte und überaus geschickt schwamm. Es wurde im Schlosse als Küchenjunge
verwendet, nach einem Jahre aber, als es schon sprechen konnte und sich auch einigermaßen
an Kleider gewöhnt hatte, war es wieder spurlos verschwunden.
Die Durchstechung des Hansäg mit einem großen Kanal wird die Wasser ableiten
und dann auch dort Alles ändern. Schon wird gepflügt und gesät, wo noch vor wenigen
Jahren Wasser- und Sumpfvögel nisteten. Einzelne Lichtnngen nennt man Seen (auch
backen); so liegt im Wieselburger Han der Loblöer See und am Ostraude des Ödenbnrger
Comitats, nördlich der Eisenbahn der an Wasserwild überreiche Borbaeser See. Unter
den meist ausgetrockneten Teichen längs des Neusiedler See's ist schon wegen ihres
Namens die ehemalige „Hexenschwemme" in der Heiligensteiner Gemarknng zn erwähnen.
Schon in alter Zeit wurden im Hansäg Regnlirnngskanäle und Dämme angelegt.
So ließ die Witwe Thomas Nädasdy im XVI. Jahrhundert einen Kanal zur Ableitung
des Rabnitzwassers anlegen. Dnrch Kanäle wurden namentlich die in den Hansäg
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (4), Volume 16
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (4)
- Volume
- 16
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1896
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.18 x 21.71 cm
- Pages
- 616
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch