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den Plänen Director Essenweins, vom Germanischen Museum zu Nürnberg, durchführte
und dazu durch vier Jahre 500 Gulden jährlich votirte. Das königl. ungarische Ministerium
für Cultus und Unterricht wies für diese Arbeit ans dem Landesfonds zur Erhaltung
der Kunstdenkmale gleichfalls einen größeren Betrag an, und so ist dieses herrliche Denk-
mal romanischer Baukunst, dessen Capitäle namentlich einzig in der Architektur sind, seit
her in voller Schönheit wiedererstanden.
Fährt man von Ungarisch-Alteuburg auf der Preßburger Landstraße gegen Norden,
so sieht man rechts den Marktau-Wald, weiterhin die grünen Flächen der Haupt-
mannswiese (Kapitauyrit), hinter deneu der Uferwald, gegen Norden aber der größte
Waldkomplex der Alteuburger Herrschaft, der „Lovar" erscheint; links streift man den
Abschnitt Pfaffenwiese (Papret) und erreicht dauu die Gemeinde Pallersdorf (Bezeuye),
die durch Gänsezucht bekannt ist. Der Ort ist aber auch archäologisch interessant, denn es
wurden hier in einem der Gräber einer Begräbnißstätte der Völkerwanderungszeit jene
beiden mit Runen verzierten silbernen Fibeln gefunden, die nicht nur für die Philologie
und die Kenntniß der Runen, sondern auch in kulturgeschichtlicher Hinsicht große Wichtig-
keit haben. Auf einer dieser Fibeln kommt ein Frauenname vor, das wohlbekannte
germanische Godahid, auf der anderen liest man Ärsipodha und auf der Kehrseite Awunja
(Wonne) und Segun (Segen). Diese Fibeln stammen nach Wimmer (Kopenhagen) aus
den Jahren 700 bis 720, und zwar wurden sie vermuthlich aus Salzburg, wo der heilige
Ruprecht zwischen 696 und 700 das Mönchskloster zu St. Peter und ein Nonnenkloster
gegründet hatte, durch zwei fromme Nonnen an eine fern im Osten, im Avarenland
wohnende christliche Schwester geschickt.
Ist Pallersdorf vorbei, so erblickt man links einige Herrenhäuser inmitten ihrer
Grundstücke, hinter denen sich der kleinste Abschnitt der Altenbnrger Domäne, die
Marienau (Märialiget) erstreckt. Von ihren 1.842 Joch sind 265 mit Baumpslanzungeu
und Alleen bedeckt, so daß diese Meierei einem umfangreichen Park gleicht, in dessen
lebenden Hecken der Flieder herrlich blüht. Den prächtigen Platanenalleen entlang aber
dehnen sich 88 Joch bewässerte Wiese, die erste Kunstwiese in Ungarn, außer der noch
20 Joch Rieselwiese vorhanden sind.
Ragendorf (Rajka), mit 2.575 Einwohnern, ist Hauptort des gleichnamigen
Bezirkes. Einstens wohnten hier die meisten dem niederen Adel angehörigen Familien des
Eomitats, sie sind jedoch bis auf ganz wenige ausgestorben. Im Mittelalter floß die
Donau so nahe vorbei, daß Ragendorf ein Hafenplatz war.
Von der Landstraße abschwenkend, erreicht man das an der Donau gelegene
Sarndorf (Csnny), wo ehedem gleichfalls viel niederer Adel wohnte, der aber spurlos
verschwunden ist. Seine Gemarkung bildet einen Abschnitt der Henckel-Donnersmarck'schen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (4), Volume 16
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (4)
- Volume
- 16
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1896
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.18 x 21.71 cm
- Pages
- 616
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch