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Die Große Donau ist der Sammelkaiial aller Gewässer des Raaber Comitats;
sie bespült und durchschneidet theilweise auch dessen Gebiet von Äsväny bis unter-
halb Gönyö, wobei sie mit dem von links her mündenden Csilizbach den „Csilizköz"
(eine Art Insel) bildet, in dem sich sieben Dörfer und mehrere Pnßten des Comitats
befinden.
Der so überaus günstig gestaltete Boden mit seinen fischreichen Gewässern und
wildreichen Wäldern reizte den Menschen schon sehr frühzeitig zur Beschlagnahme. Zufall
und Forschung haben eine Menge Pfeilspitzen und Messerklingen aus Feuerstein, Bein-
nnd Horngegenstände, Herdblöcke, steinerne Meißel, Hobel, Äxte, Hacken, Hämmer und
Streitkolben an den Tag gefördert, lauter Zeugnisse, daß hier der Kampf ums Dasein
schon in grauer Vorzeit begonnen hat.
Die ältesten Bewohner waren vermuthlich Illyrer, deueu Kelten folgten; dann
herrschte Rom auch hier einige Jahrhunderte lang. Mitte des V. Jahrhunderts war
Attila der Gebieter; auf ihn folgten Germanen und dann zogen die Avaren auch diese
Gegend in das Bereich ihrer Ringwälle. Die Avaren wurden durch die Fraukeu hinweg-
gefegt, welche später nnter Karl dem Dicken mörderische Kämpfe gegen die mährischen
Slaven bestanden. Als auch diese sauken, besetzte Ärpäd das Land uud schlug es zn dem
bereits eroberten Reichsgebiet.
Der größte Theil des Comitatsgebiets wurde fürstlicher Besitz und von
Magyaren, die überall die Ebene liebten, besiedelt; neben ihnen ließen sich im westlichen
Theile Petschenegen (dessen^») nieder, deren Spur noch im Namen des Dorfes Bezi
erhalten ist.
Die Raaber Gegend wurde durch ihre geographische Lage häufig der Schauplatz
blutiger Kämpfe und wilder Verheerung. Zuerst blitzten hier feindliche deutsche Waffen.
In der Nähe von Menfö schlug König Heinrich lll. im Jahre 1044 das Heer des
Ungarkönigs Samuel.
Sieben Jahre später erschien Heinrich wieder daselbst. Hier zog auch eiu großer
Theil der Kreuzfahrer durch, die, obgleich keine Feinde, durch ihr massenhaftes Auftrete»
eine Landplage wurden.
Im Jahre 1241 wurde die Gegend durch den Babenberger Friedrich verheert,
daun kam die furchtbare mongolische Woge und vernichtete Alles, was die Deutschen
übrig gelassen. In den Jahren 1271 und 1273 plünderte hier der Böhme Ottokar,
1490 erschieueu die Heere Maximilians und einige Jahrzehnte später die Krieger des
Halbmonds, welche auch nachher lauge Zeit die ständige Geißel dieser Landstriche
waren. Um die Wette mit ihnen hausten oft genug Deutsche, Böhmen, Italiener und
Wallonen.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (4), Volume 16
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (4)
- Volume
- 16
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1896
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.18 x 21.71 cm
- Pages
- 616
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch