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sind in dieser Gegend schon massenhaft ans Tageslicht gefördert worden. Särge, Münzen,
Gebäudereste u. s. w. werden auch jetzt häufig gefunden.
In dem Getümmel der Völkerwanderung, die dem Untergange des römischen Kaiser-
reichs folgte, ging die Cultur dieser Gegend und mit ihr die blühenden Städte, zugrunde.
Zuletzt siedelten sich längs der Donau zumeist slavische Völker an. Auf diese stießen dann
die erobernden Magyaren, welche die ganze wasserreiche, schön bewaldete, von fruchtbaren
Ebenen durchsetzte Gegend mit Beschlag belegten. Und seit dieser Zeit ist die Bevölkerung
des Comitats sozusagen rein magyarisch.
In der Tracht zeigt sich ein Streben nach Nettigkeit. Die Männer tragen einen
hübschen Szür (Lodenmantel); Tuchhosen und Dolmäuy sind auch im Sommer gebräuchlich.
Die Frauen tragen selten eine Haube; sie ziehen es vor, den Kopf mit einem schwarzen
Seidentuch zu umbinden, das unter dem Ohre in einen Wickel gedreht und über der
Stirne zur Masche gebunden wird. Rothe Stiefel und weiße Schürzen sind die Kennzeichen
der Mädchen. Unter den Volksgebräuchen sticht die weit verbreitete Neigung hervor,
Kindstaufschmäuse, Namenstage, das Weihnachtsfest n. dgl. recht geräuschvoll zu feiern.
An vielen Orten ist die Sendung der sogenannten Brautschüssel (mätkatal) gebräuchlich.
In dieser Brautschüssel pflegen die Mädchen einander rothe, verzierte Eier zu senden, und
von diesem Augenblicke an führen sie den Titel „Braut".
Nach dem Zeugniß der ältesten Urkunden war das Komorner Comitat schon unter
den Ärpäden ein dicht bevölkerter Landstrich. Einzelne Gegenden darin weisen im XII. und
XIII. Jahrhundert mehr Gemeinden aus als heutzutage. Die jetzigen Ortschaften führen
ihren Ursprung größtentheils bis ans die Könige aus dem Hause Ärpäds zurück. Bis zum
Anfang des XVII. Jahrhunderts hatten die Grenzen des Comitats eine ganz andere Gestalt
und Ausdehnung als jetzt. Die jenseits der Donau gelegenen Bezirke von Totis und Gesztes
hießen damals Raaber Bezirk und das an die Totiser Gegend stoßende beträchtliche Gebiet
des Weißenburger Comitats gehörte zum Komorner Comitat. Wann sich diese alte Grenze
geändert hat, ist unbekannt; das reiche Archiv des Comitats ist nämlich zu Beginn des
vorigen Jahrhunderts verbrannt und nur das mit dem Jahre 1619 beginnende Protokoll
erhalten geblieben, das aber über diesen Punkt nicht aufzuklären vermag. Es berichtet Alles
in Allem nur, daß im Jahre 1753 der alte Raaber Bezirk in zwei Theile, die Bezirke von
Totis und Gesztes, getheilt war. Der erstere enthält die östlichen, der letztere die an das
Raaber Comitat stoßenden westlichen Theile des jenseits der Donau gelegenen Gebiets.
Der bemerkenswertheste und schönste Ort des romantischen Totiser Bezirkes,
wie überhaupt im jenseitigen Theile des Komorner Comitats, ist Totis-Tovaros
(Tata-Töväros). Dieser aus zwei Gemeinden bestehende Marktflecken liegt etwa zwei
Meilen von Komorn, am AbHange des Vertes-Gebirges. Im Osten und Süden ist er von
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (4), Volume 16
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (4)
- Volume
- 16
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1896
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.18 x 21.71 cm
- Pages
- 616
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch