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den waldbedeckten Bergen des Wertes umkränzt, im Westen stößt er an jene sanfte Hügel-
gegend, die sich bis Martinsberg erstreckt, im Norden aber streicht ebenes Land bis an die
Donau. Totis liegt auf den Hügeln westlich vom großen See, Töväros hingegen in der
Ebene am nordöstlichen Ufer des See's. Zwischen den beiden Gemeinden, gleichfalls am
Ufer des großen See's, stehen der gräfliche Palast, die Burg und das Schloß. Die beiden
Gemeinden im Halbkreise um den großen See, die gräflichen Gebäude und die auf
den Felsen des Seeufers erbauten Villen grnppiren sich zu neuem reizenden Bilde.
Die malerische Aussicht erhöht den Reiz der Gegend. Die Umgebung ist mit schönen
Weinbergen, Wäldern, Quellen und Seen mannigfaltig geschmückt. Diese Schönheit
der Natur macht es begreiflich, daß der Ort schon in ältester Zeit ungemein beliebt und
besucht war.
Schon in der Römerzeit stand hier eine Stadt, und zwar verlegen hervorragende
Archäologen die oben erwähnte römische Colonie ^cl 1.neum k'elieis an die Stelle
oder in die Gegend von Totis. Die zeitweise zu Tage geförderten Steinmetzarbeiten,
Aschenurnen und Wasserleitungsreste bestärken diese Ansicht. Nach dem Sturze des
römischen Reiches ließen sich auch hier, wie in den meisten Städten des Landes mährische
Slaven nieder. Der nordöstliche Theil von Totis wird in den Urkunden noch im
XlV. Jahrhundert .l'nta Llavvmealis* genannt. Vermuthlich waren es diese Slaven,
welche die in der Völkerwanderungszeit zerstörte römische Colonie neu begründeten.
Nach den Angaben der Chroniken wurde diese Gegend durch Ärpad selbst erobert.
Herzog Geza verlieh angeblich die Ortschaft Totis sammt den zugehörigen Feldern dem
Tanspathen seines Sohnes, einem apnlischen Grafen Deodat. Dieser gründete in Totis
die nach St. Peter und Paul genannte Benediktinerabtei. Auch wissen die Chroniken, daß
der Ort nach Deodat den Namen Tata erhielt.
Die neue Abtei und mit ihr der Ort selbst nahmen einen raschen Aufschwung.
Nach einer Grenzbegehnngs-Urkunde aus dem Jahre 1138 erstreckte sich die Gemarkung
der Gemeinde bis an die Donau und selbst eine Donauinsel befand sich im Besitze der
Einwohner. Im Jahre 1221 bestand die Gemeinde bereits ans zwei Theilen: dem alten
Tata und einem neuen Orte, der als „nova villa* borkommt.
Unter den Anjou wurde sie von der Jurisdiktion des Abtes eximirt und zur Stadt
erhoben. Dies war ein wichtiges Moment in der Entwicklung von Totis; ihre volle
Wichtigkeit aber erlangte die Thatsache dadurch, daß Sigismund Totis zur Krondomäne
machte und zum ständigen Aufenthaltsort erwählte. So gelangte Totis für kurze Zeit
zu weltgeschichtlicher Bedeutung.
König Sigismund ließ die Gewässer des Ältaler mit großen Kosten kanalisiren
und schuf den jetzigen großen „Fischteich", an dessen Gestade er eine Burg und darin
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (4), Volume 16
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (4)
- Volume
- 16
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1896
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.18 x 21.71 cm
- Pages
- 616
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch