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— erfreut das Auge mit so zahlreichen Gattungen, daß die Flora des Weißeuburger
Comitats als außerordentlich reich bezeichnet werden muß. Die Tanne kommt nur
ausnahmsweise und künstlich gezogen vor, auch ist ihr Holz wegen der Breite ihrer Ringe
mürb und nicht recht verwendbar; desto werthvoller aber sind die Buchen- und die schönen
Eichenwälder, welche die vorherrschenden Bestände in den Waldungen des Comitats
ausmachen. In den südlichen und sandigen Gegenden des Comitats kommt die Weide
nebst anderen weichen Hölzern in größeren Mengen vor, sie werden aber auch hier immer
mehr durch Akazienbestände verdrängt.
Auch im Kreise des Thierreiches sind nicht nur die allgemeinen Bedingungen zur
erfolgreichen Züchtung der landwirthschaftlichen Nutzthiere vorhanden, sondern auch der
Wildbestand ist reich und mannigfaltig; bei geringer Wartung ist die Jagd nicht blos
unterhaltend, sie wird zugleich nutzbringend. Besonders reich ist das Comitat an Federwild,
so können sich mit ihm an Menge der Wachteln nur die südlichen Theile von Temes, an
Waldschnepfen nur Kroatien, Zala und Somogy, an Rebhühnern nur die westlichen
Grenzcomitate messen. Von größerem Wild kommen in den gebirgigen Gegenden das
Wildschwein und Reh zahlreich, der Hirsch in ganzen Rudeln vor, und nicht nur die Zahl
der Exemplare, sondern auch ihre Stattlichkeit, so namentlich bei den Hirschen die starken,
massiven, mit großen Sprossen versehenen Geweihe, verleihen dem Wildstand des Comitats
hohen Werth. Nur die Fische sind übel daran; für künstliche Fischzucht sind kanm die
Vorbedingungen vorhanden, ihre natürliche Zucht aber hat, seitdem einzelne Seen
entwässert sind, fast ganz aufgehört.
Die heutige Bevölkerung des Weißenburger Comitats ist zum größten Theile
ungarischer Zunge. Von jenen alten Völkerschaften, welche Pannonien vor der Einwanderung
des magyarischen Elements bewohnten, konnte hier kaum etwas erhalte» bleiben. Zu Ende
des IX. Jahrhunderts, als Ärpad mit seinen Völkern eindrang, ließ er selbst sich im
Weißenburger Comitate nieder, das er für sein eigenes Geschlecht in Besitz nahm. Später
machten sich da Petschenegen ansäßig, besonders im südlichen Theile des Comitats, und zu
Ende des XIII. Jahrhunderts jener Theil des kumauischeu Volkes, der nicht in dichter
Masse, sondern wie in mehreren Theilen des Landes, auch hier sporadisch angesiedelt wurde.
Die Türkenherrschaft versprengte die mittelalterliche, magyarische Bevölkerung des Comitats
und rottete sie dermaßen ans, daß vom alten Magyarenthnm nur noch Bruchstücke übrig
blieben. Aus diesen überlebenden Elementen, die sich einestheils durch übersiedelte
Magyaren aus den westlichen und oberungarischen Comitaten, andrerseits durch fremd-
sprachige Volkssplitter vermehrten, entwickelte sich das neue Magyareuthum, das die jetzige
Einwohnerschaft des Comitats bildet. Und bei alledem hat dieses Volk seine alte Eigenart
und insbesondere die Urwüchsigkeit und Reinheit seiner Sprache bewahrt, die sich von der
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (4), Volume 16
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (4)
- Volume
- 16
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1896
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.18 x 21.71 cm
- Pages
- 616
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch