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das jedoch Dank seiner windgeschützten Lage auf eine große Zukunft rechnen darf. Das
Somogyer Comitat hat noch keine eingerichteten Badeniederlassungen, immerhin sind die
Sommerfrischen Szan töd,B o glär und Fouyöd schon in kräftigem Aufschwung begriffen
und weisen bereits zahlreiche Sommerparteien, namentlich aus der Hauptstadt, auf.
Der Plattensee vermag den Gebrauch der Meerbäder ziemlich zu ersetzen. Sein
Wasser ist schon an sich ein Mineralwasser und viel reicher an Salzen als das Wasser
irgend eines anderen Sees in Mittel- und Südeuropa. Sein Wellenschlag ist am südlichen
Ufer regelmäßig und ziemlich stark; der Badestrand der verschiedenen Stationen, namentlich
am Südgestade, hat einen sammtartigen, glatten Grund, der aus feinem Sande besteht,
und die Temperatur des Wassers, besonders wo es seicht ist, steigt oft auf 22 bis 23 Grad
Reaumur, was namentlich für Frauen und Kinder, sowie für alle Reconvaleseenten nach
schweren Krankheiten eine ganz wundersame Heilwirkung bewährt. Die Gesammtzahl der
Badegäste rings um den Plattensee ist gegenwärtig schon auf etwa 10.000 zu schätzen
und steigt bedeutend von Jahr zu Jahr. Man pflegt gegen den Plattensee vorzubringen,
daß es an seinen Ufern, und besonders am südlichen, fast durchaus au kühlen Plätzen
fehlt. Allein dieser Umstand bietet mindestens ebenso große Vortheile als Nachtheile, da
die Krankheiten und krankhaften Schwächezustände, gegen welche die klimatischen Bäder
angewendet zu werden Pflegen, großentheils gerade durch die unmittelbare Einwirkung
der Sonnenwärme und der Windströmung gründlich geheilt werden und insbesondere die
Bewohner der Großstadt mehr des Sonnenscheins und der frei bewegten Luft bedürfen
als des Schattens. Diese Ausfassung bürgert sich auch in der ärztlichen Wissenschaft von
Jahr zu Jahr fester ein, uud sobald die hinsichtlich der älteren Bäder bestandene überlieferte
ärztliche Anschauung die neuere Auffassung zu der berechtigten Geltung gelangen läßt,
wird das Badelebeu des Plattensees sofort vollauf jene Wichtigkeit für den allgemeinen
Gesundheitszustand und die Volkswirthschaft erlangen, zu der es sich seit einigen Jahren
schon mit so rüstiger Kraft zu erheben trachtet.
Untersuchen wir das Wassersystem des Plattensees, so lautet die Hauptfrage: ist
dieser See das Überbleibsel einer früheren geologischen Periode oder ein Sammelbecken
für die aus atmosphärischen Niederschlägen stammenden Gewässer — oder vielleicht beides
zugleich? Eine Specialeommission der ungarischen geographischen Gesellschaft stndirt den
Plattensee seit dem Jahre 1891, und ein Hauptgegeustaud ihrer Forschungen ist eben die
endgiltige Antwort auf jene Frage. Die darauf abzielenden Studien sind jedoch noch nicht
beendigt.
Die Ufergegend des Plattensees ist hinsichtlich des hydrographischen Systems in
zwei Abschnitte zu gliedern. Der eine ist die südwestliche Ufergegend, von Badacsony
nach Westen hin, über Keßthely und den kleinen Plattensee, im Somogyer Comitate
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (4), Volume 16
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (4)
- Volume
- 16
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1896
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.18 x 21.71 cm
- Pages
- 616
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch