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Plattensee lediglich auf Regen, Schnee und die Bäche angewiesen, so müßte sein Becken
in dürren Jahren, wie 1863 oder 1875, zum großen Theil trocken liegen, wie das des
Neusiedler-Sees trocken lag. Der Siöflnß z. B. führt bei Siösok, an der Grenze des
Beßpremer und des Somogyer Comitats, durchschnittlich ungefähr so viel Wasser aus
ihm ab, als der größte Zufluß, der Zalasluß, ihm zuführt Das Wasser der sämmtlichen
übrigen Bäche macht zusammen kaum mehr aus als das des Zalaflusses. Im Laufe eines
regenlosen heißen Sommers und Herbstes müßte also der Plattensee um mehr als blos
2 bis 2'/s Fuß sinken, was thatsächlich die Grenze seines tiefsten Sinkens ist.
Im Plattensee müssen also wasserreiche Quellen aufgehen, welche die durch deu
Boden zur Tiefe gesickerten Gewässer des ganzen im Veßpremer Comitat gelegenen
Ufergeländes, und eines Theiles des zum Zalaer und Somogyer Comitat gehörigen
unterirdisch in den See ableiten. Mit dieser Ausfassung stimmt auch die Meinung der
Uferbevölkerung überein. So kennen die Fischer in der Bucht zwischen Tihany und
Balaton-Füred sogenannte „Heves" (warme Stellen), wo im Winter wegen des unten
aufsprudelnden wärmeren Quellwassers das Eis nie so stark wird wie anderswo. Eine
mächtigere unterseeische Quelle erwähnen die Uferbewohner auch iu der Richtung auf die
Tihauyer Kirche. Desgleichen nehmen genaue Kenner des Sees ergiebige Quellen in der
Bucht von Füzfö an.
Allein die Theorie von der Ansammlung der atmosphärischen Niederschläge reicht
nicht hin, um den Ursprung des Plattensees zu erklären. Dieser See ist der Überrest einer
verflossenen geologischen Periode, und zwar nach Fachkundigen der miocänen Epoche.
Daß er entweder aus dieser Zeit oder uoch aus der vorhergehenden Übergangsperiode
stammt, erweist sich durch die chemischen Eigenthümlichkeiten seines Wassers, durch seine
Versteinerungen, den geologischen Bau der Ufer uud die Bildungen, welche manche Ufer-
stellen ausweisen.
Sein Wasser erscheint im Glase hellgrau. Zur Hervorbriugung dieser Farbe
tragen wahrscheinlich die darin befindlichen mikroskopischen Thiere und Pflanzen das
Meiste bei. Das Wasser wird gewöhnlich getrnnken; abgekühlt wird es durch vieruud-
zwanzigstiindiges Stehen klar und wohlschmeckend. Es gehört unter die sogenannten
weichen Wässer und ist etwas herb. Dieser Auslug von Herbheit kommt von den darin
enthaltenen Salzen, Säuren und deren Zusammensetzungen.
Buchten hat der See an seinem Südrande, in den sich die Eomitate Veßprem und
Somogy theilen, keine. Diese Ufer sind flach, kaum einige Fuß höher als der höchste
Wasserstand des Sees und zumeist Anschwemmungen aus neuerer Zeit, wiewohl stellen-
weise diluviale Ablagerungen. Die nördlichen, den Eomitaten Beßprem uudZala zugehörigen
Ufer sind waldige, felsige, vieldurchrissene Höhen, bei Tihany und in der Gegend von
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (4), Volume 16
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (4)
- Volume
- 16
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1896
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.18 x 21.71 cm
- Pages
- 616
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch