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Adamsthal selbst, drei Stunden nördlich von Brünn entfernt, ist äußerst malerisch
gelegen. Während am rechten Zwittawa-User der Thalhang, mit dichten Laub- und Nadel-
wäldern bedeckt, ziemlich steil mehr als 200 Meter über die Thalsohle emporragt und eben
nur den nothwendigen Raum für das Geleise der Bahn gewährt, breitet sich am linken
Ufer eine kleine, mit saftigen Wiesen bedeckte Niederung aus, an welche sich ein allmälig
ansteigendes Terrain mit schönen Gartenanlagen, prächtigen Landhäusern, einer gothischen
Kirche sammt Pfarrhaus und Schule und den sonstigen Häusern des Ortes anschließt.
Dann aber steigt der Thalhang steiler empor, und auf eiuem etwas vorspringenden Berge
desselben, dem Spitzberg, blickt aus den Baumkronen in einer Höhe von 49 l Meter ein
Aussichtsthurm hervor, von dem man eine herrliche Rundsicht und einen prachtvollen
Einblick in das tief zu den Füßen des Beschauers gelegene Zwittawathal genießt. Steigt
man den rechtsseitigen steilen Thalhang auf einem Serpentinenweg empor, so gelangt man
durch prächtigen Hochwald in einer Stunde nach Wrauau , einem Dorfe, welches wegen
seiner hohen (455 Meter über dem Meere) und rings von duftenden Nadelwäldern
eingeschlossenen Lage ein beliebter Sommeraufenthalt der Brünner ist. Wegen eines
Marienbildes, das bei der Zerstörung und Verbrennung der in der Nähe gelegenen Burg
Novyhrad durch die Schweden im dreißigjährigen Kriege unversehrt geblieben war und
dann nach Wranau gebracht wurde, ist dies zugleich ein berühmter Wallfahrtsort
geworden.
Bei Adamsthal, und zwar dort, wo die dampfenden Schlote und der Lärm der
Arbeit eine Mafchinenwerkstätte vermuthen lassen, mündet von Osten her der Kiriteiuer-
bach in die Zwittawa. Das von demselben durchrauschte Thal bietet dem Auge durch die
abwechselnden Bilder einer theils wilden und düsteren, theils lieblichen und anmuthigen
Landschaft einen hohen Genuß. Bald über herrliche Wiesen, bald unter schattigen Buchen
führt der Weg an aufgelassenen Hochöfen, Eisenhämmern, Pulverstampfeu und malerisch
gelegenen Mühlen vorüber in das liebliche Josefs tha l zur sogenannten Schweizerhütte,
in deren Nähe die Evagrotte gelegen ist, der Anfang eines weit verzweigten Höhlengebietes.
Etwas weiter gelangen wir am rechten Ufer des Baches zu einer steil abstürzenden
40 Meter hohen, grauweißen, waldgekrönten Felsenwand, der B e c z i s k a l a , an
deren Fuße sich eine gewaltige, portalartige Schlucht aufthut, der Eingang zu einer
bedeutenden Höhle. Durch eine 50 Meter lange, 20 Meter breite und durchschnittlich
12 bis 16 Meter hohe Halle gelangt man in einen 320 Meter langen Hauptgang von
3 bis 18 Meter Höhe und wechselnder Breite, von dem noch mehrere Seitengänge
abzweigen. Mit einer Lampe oder Fackel kann man ohne Gefahr die verschiedenen theils
domartigen Säle und Räume, theils immer mehr sich erniedrigenden und verengenden
Gänge, deren zerklüftetes Gestein keilförmig über dem Haupte hängt, durchwandern und
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Volume 17
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Mähren und Schlesien
- Volume
- 17
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1897
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.42 x 21.88 cm
- Pages
- 750
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch