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ferner durch das weite Thal der Oder die Verbindung zwischen dem Süden und Norden
von Central-Europa. Diese Flußthäler erleichterten Einzelnen wie ganzen Völkerschaften
den Verkehr zu allen Zeiten sehr bedeutend, weßhalb auch schon die ältesten Verkehrs- und
Handelsstraßen diese Richtung nahmen. Es darf uns daher nicht wundern, daß sich zahl-
reiche Spuren menschlicher Besiedelung aus den ältesten Perioden längs dieser Flüsse und
auf den benachbarten Anhöhen vorfinden und stets neue Funde gewonnen werden.
In herkömmlicher Weise theilen wir die vorgeschichtliche Zeit in eine Diluvial,
Stein- und Metallzeit, wenngleich eine scharfe Begrenzung dieser Perioden auch speciell
für Mähren nnthnnlich erscheint.
Diluvialepoche und ältere Steinzeit . In der Entwicklungsgeschichte
unserer Erde umfaßt die Diluvialepoche jene Periode, in welcher nach Abschluß der
Tertiärzeit eine solche Depression des Klimas eingetreten war, daß der größte Theil
Nord- und Mitteleuropas von einem Jnlandseise, von Gletschern, die vom Norden her
hoch in die Vorberge der Sudeten, dem Grenzgebirge Mährens und Schlesiens, reichten,
bedeckt war, während ein mächtiger Eisstrom sich durch die Oderspalte tief in das Land
Mähren ergoß. Die aus Gletscherthon, Sand und Gerölle mit Findlingssteinen
bestehenden Endmoränen von Würbenthal über Jägerndorf bis Troppan in Schlesien
und die aus gleichem Materiale bestehende Wasserscheide zwischen Zanchtl und Weißkirchen
in Mähren bezeugen noch heute, als sichere Spuren dieser Eiszeit, die südlichen Grenzen
der Vergletscherung dieses Gebietes, während alles südlicher gelegene Land eisfrei war.
Von den Gehängen der ursprünglich kahlen Hügel und Berge erstreckte sich ein mit
Flugsand gemengter gelber Lehm, der Löß, tief in die Niederungen des Landes. Dieser
durch Winde von den Höhen und Gletscherterrains herabgewehte mineralische Staub,
in Schluchten und Thälern schneewehenartig bis zur erstaunlichen Mächtigkeit von
10 bis 20 Meter angehäuft, bedeckte sich nach und nach mit einer nordischen Steppen-
nnd Waldflora. In diesem Löß finden wir nunmehr die Reste der damaligen, einem
nordischen Klima entsprechenden Thierwelt eingebettet. Mammut und Wollnashorn,
Wisent, Elen und Riesenhirsch, Renthier, Wildpferd und viele kleinere Steppen- und
Waldthiere belebten herdenweise die Niederungen, während die mächtigen Raubthiere
der Diluvialzeit, der Höhleubär, der Höhlenlöwe und Wolf, die Höhlenhyäne nnd der
Vielfraß (Fjälfraß — Felsenbewohner) die zahlreichen Höhlen uud Schlupfwinkel des
Randgebirges zu ihrem Standorte erkoren.
Nicht nur der Löß, sondern auch die Kalksteinhöhlen Mährens enthalten die
Beweise der Anwesenheit von Diluvialthieren, aber auch die ersten Spuren des Menschen,
welcher diese Thiere theils zu seiner Ernährung, theils zu seinem persönlichen Schutze
erlegte. Wir müssen daher Löß- und Höhlenfunde in Mähren unterscheiden.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Volume 17
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Mähren und Schlesien
- Volume
- 17
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1897
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.42 x 21.88 cm
- Pages
- 750
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch