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Das ist der Höhepunkt der Gefahr, denn Raköczy nistet gewaltig als Bnndesgenosse der
Schwede». So bedräut von allen Seiten der Schrecken des Krieges unser Land. Jglan,
Znaiin, Nikolsbnrg, anderseits Lnndenbnrg und Göding müssen dein Feinde die Thorr
offnen; den 4. Mai steht Torstenson vor Brünn, fest entschlossen, die Stadt einzunehmen.
Fällt anch dies Bollwerk, so gibt es keinen rettenden Halt mehr im Lande. Sechszehn lange
nnd bange Wochen zogen an dem belagerten Brünn vorüber, aber es trotzte dem Geschütz-
feuer, deu Minen und den wüthenden Stürmen der Schweden. Den tapferen Hugenotten
Don Louis R a t nit de Sonches, dessen Erzdenkmal noch heute in der St. Jakobs-
kirche emporragt, als Stadtcommandanten, und seinen Waffengenossen, den Schotten
Jakob Ogilvy (Oukleben), als Vertheidiger des Spielbergs, unterstützten mit hochherziger
Ausdauer die Bürger der Stadt, und auch die Studeuteneompagnie des Jesuiten-
gymnasiums wand sich ihr Ehreukräuzleiu bei dem letzten und schwersten Sturme, welchen
der erbitterte Feind (15. August) auf den Petersberg versuchte. Die kaiserliche Gnaden-
nrknnde für die Stadt Brünn rühmt denn auch die „mannhafte Resistenz, tapfere Vigilanz
und staudhaftige Treue, womit sie sich bei solcher gefährlicher Oceasion zu ihr uud ihrer
Posterität unsterblichem Nachruhm, auch Seinem und Aller Erbkönigreich und Länder
hochersprießlichen Nutzen bei der Welt glorios und lobwürdig gemacht."
Der Mißerfolg von Brünn, der vergebliche Angriff auf Wien, das Scheitern der
auf Raköczy gesetzten Hoffnungen und körperliche Leide» drückten schwer auf den schwedischen
Feldherrn. Am 23. August brach er das Lager vor Brünn ab und zog nach Mistelbach
in Österreich, um angesichts der kaiserlichen Gegenrüstungen die wichtigsten Plätze Mährens
mit Truppen zu verstärken. Im Spätjahre (5. December 1645) aber übergab er deu
Oberbefehl an Wrangel. Noch schleppt sich der verheerende Krieg, in Mähren seit 1642
eingenistet, bis zum westphälischen Frieden (October 1648) weiter. Bis dahin behaupten
sich die Schweden im Besitze von Olmütz, woselbst der patriotische Rathsherr Cirkendorser
nnd ?. Michael wiederholte Anschläge gegen die feindliche Besatzung unternahmen;
desgleichen in Neustadt, Sternberg und Fnlnek. Jglan hatten sie bereits im December 1647
capitnlationsweise an de Sonches und Puchheim übergeben müssen.
Der Krieg ließ in unserem Lande nachhaltige Spuren seiner Verheerungen zurück.
63 Schlösser, 22 größere Orte, mehr als 330 Dörfer waren verödet. Olmütz umschloß mit
seinen arg mitgenommenen Festungsmauern 242 halb zerstörte, 236 ganz verfallene
Häuser. Brünn bezahlte die Belagerung von 1645 mit dem Verluste aller Vorstädte.
In Jglan blieben von 401 Wohnhäusern (l645 bis 1647) nur 189 bewohnt, die drei
Vorstädte lagen im Schutt. Znaim verarmte völlig nnd litt überdies (1646) entsetzlich
durch die Pest, welche 6000 Menschen hingerafft haben soll. M. Neustadt, Hradisch,
Gaya wußten anch vom Elend zu erzählen, das keinem Winkel des Landes fremd blieb.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Volume 17
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Mähren und Schlesien
- Volume
- 17
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1897
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.42 x 21.88 cm
- Pages
- 750
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch