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und Mährens Stände seit jeher den Anspruch auf Troppan als Theil Mährens festhielten.
Als Josef II. das Toleranzpatent zu Gunsten der Protestanten erließ, traten mehr
als 70.000 Bekenner desselben ans der Verborgenheit hervor. Die Klösteraufhebung
entschied über das Geschick von 33 Männer- und 6 Fraueustifteu. 1785 »ahm das
allgemeine Krankenhaus in Brünn seinen Anfang; drei Jahre vorher wanderte die Hoch-
schule von Brünn nach Olmütz zurück, aber nicht mehr als Universität, sondern nur als
Lyceum.
In diese josefinische Epoche fällt auch die Umwandlung des zu Anfang des
XVII. Jahrhunderts erbauten „Land"- oder Ständehauses auf dem „alten Fischmarkt",
dem heutigen Dominicanerplatze, in ein k. k. Monturs-Ökonomie-Commissiousgebäude, iu
dessen Räumlichkeiten ein Theil des benachbarten aufgelassenen Dominicanerklosters (1783)
aufgegangen war. Anderseits wurden 1784 das Guberuium oder Dicasterium und die
Landesämter in dem Thomaskloster an der nördlichen Ausmündung der Rennergasse unter-
gebracht, nachdem seine bisherigen Inwohner, die Augustinermönche, in das vormalige
Nonnenkloster Altbrünns übersiedelt waren. So erstand das neuere Landhaus iu örtlicher
Vereinigung mit dem Guberuium. Der Gegenwart gehört das jetzige stattliche Landhaus
auf dem Ratnitplatze an. Das Guberuium oder die Statthaltern blieb im Besitz der
gesammteu Räume des vormaligen Thomasklosters.
Leopold II. (1790 bis 1792) schloß mit den Länderständen Compromifse, die
ihnen eine gewisse Selbstthätigkeit wahrten, ohne an den wesentlichen Grundlagen der
Staatsgewalt und ihres Aufsichtsrechtes zu rütteln. Er hinterließ seinem Sohne
Franz II. (I.) einen geordneten Staat, aber auch die Anwartschaft eines Krieges mit der
französischen Revolution, welcher mehr als zwei Jahrzehnte seiner laugen Regierung
(1792 bis 1835) zu den wechselvollsten und verlustreichsten gestaltete. Unser Land bekam
als Heerstraße oder Kampfplatz wiederholt mit den Franzosenkriegen zu thun, abgesehen
vou den Lasten, die es seit 1792 mittragen mußte, der zunehmenden Rekrutiruug seiner
Jugend, der Landwehrpflicht, Leistungen in Geld und Naturalien, Verpflegung der
dnrchmarschirenden Truppen u. s. w.
Die Entscheidung des dritten Coalitiouskrieges (1805) wurde im Herzen Mährens
bei Ansterlitz, den 2. December, in heißem Kampfe ausgefochten. Als das Jahr 1809
den neuen Waffengang mit Napoleon I. bescheerte und Österreichs Heer den Rückzug vom
Wagramer Schlachtfeld (7. Juli) antrat, trugen sich auf den Straßeu, welche Österreich
uud Mähren verbinden, hitzige Rückzugsgefechte mit den nachdriugeudeu Franzosen zu,
deren bedeutendstes noch unter den Mauern von Znaim (11. Jnli) stattfand.
Beiden Epochen gehört das Leben und Wirken eines Mannes an, der, aus ärmlichen
bürgerlichen Verhältnissen hervorgegangen, sich selbst eine bedeutende Zukunft verdankte.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Volume 17
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Mähren und Schlesien
- Volume
- 17
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1897
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.42 x 21.88 cm
- Pages
- 750
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch