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Lohn verdient, ist der Teller gefüllt mit allerhand gnten Sachen und Spielzeug, nur daß
vielleicht noch eine kleine Ruthe mahnend daneben liegt.
Kein herrlicheres und freudenreicheres Fest aber gibt es im Laufe des Jahres als
die Feier der Geburt des Heilands. In der Art, wie es in der Familie begangen wird,
ist sein Zusammenhang mit dem Jnlfest der alten Germanen deutlich erkennbar. Der
erste Festtag ist der „heilige Abend"; er wird mit Fasten begangen. Erst bei Eintritt der
Dunkelheit wird die Mahlzeit eingenommen, bei der ein Fisch selbst im Hause der Armuth
selten fehlt. Das ungeduldige Kind, das hungrig tagsüber nach Speise verlangt, wird
damit getröstet, daß es für seine Enthaltsamkeit durch deu Anblick des „goldenen
Schweinchens" werde belohnt werden. Nützt dies Versprechen nichts, dann greift die
Mutter zur Drohung, Fran Perchta werde kommen und des nngeberdigen Kindes Bauch
mit einem Bohrer aufschlitzen, wenn es sich nicht bescheiden würde. (In Schönhengst.)
Das abendliche Mahl wird bis zur Mitternachtsstunde ausgedehnt. Honig, Äpfel und
Nüsse bilden den Nachtisch. Wo Kinder im Hause sind, da wird selbstverständlich ein
Christbaum angezündet. Durch reichliche Geschenke wird dem jugendlichen Gemüth nahe-
gelegt, welch großen Gewinn für die Menschheit die Sendung des Gottessohnes zu
bedeuten hat. Wenn längst die Kinder schlafen, sitzen die anderen Hausgenossen noch
bei einander, bis gegen die zwölfte Stunde der Hausvater sich erhebt und den übrigen das
Zeichen gibt, sich zum Kirchgänge zu rüsten. Nur die ganz Alten, die Kranken und die
Kinder bleiben zu Hause, die anderen alle ziehen, wohlverwahrt gegen die Winterkälte, das
Laternlein in der Hand tragend, zum festlich erleuchteten Hause des Herrn. Auch nach der
Mette ist es lebendig im Dorfe. Die Nacht über wird überhaupt wenig geschlafen. Musiker
ziehen umher mit Trompete und Waldhorn und blasen „Hirtenlieder". Die jungen Bursche
aber lassen lustig die Pistolen knallen. In sich verschlossene und nachdenkliche Menschen
schleichen wohl auch zum Stalle hin und lauschen leise; denn in dieser Nacht sprechen und
verstehen die Thiere die Sprache der Menschen, sie steigen empor in der Rangordnung der
Schöpfung. Es ist daher nur natürlich, daß sie tagsüber ein besseres Futter bekommen
als sonst, ja die fürsorgliche Hausfrau hat sogar jeder Kuh ein Stück mit Honig bestrichenen
Butterbrots oder ein Stück „Weihnachtsstriezel" gereicht. Ferne von den andern mag heute
Niemand durch die Dunkelheit gehen, und muß er's, dann schreckt er zusammen bei jedem
Geräusch, das sich hören läßt: die bösen Geister schwirren heute durch die Luft umher.
Schon eine Woche vor Weihnachten wird in der Kirche das „Krippl" aufgestellt,
doch auch in den Häusern der Dorfbewohner fehlt es nicht. Dort freilich besteht es aus
schön geschnitzten, bunt bemalten Figuren, hier haben es die Kinder ans einem Bilderbogen
ausgeschnitten und iu dem Moos hinter dem Fenster, das dem Eindringen der Zugluft
wehrt, aufgestellt.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Volume 17
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Mähren und Schlesien
- Volume
- 17
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1897
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.42 x 21.88 cm
- Pages
- 750
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch