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Häufig findet man noch in den Bauernstuben die Bilder des Jesuskuabeu und des
heiligen Johannes als Kind mit dem Lamme auf spiegelndem Untergrund, nach nntenhin
dnrch große grell gemalte Rosen abgeschlossen. Den übrigen Hausrath der Stube machen
aus das breite und massive Bett mit einer Unzahl schwerer Kissen bedeckt, die rothe oder
blaue gleichfalls mit Blumen bemalte Truhe, dann die ranchgeschwärzte Schwarzwälder
Uhr. In dem Prunk- und Gastgemach findet sich die bessere und modernere Einrichtung
vor. Ein gelb polirter Tisch und gleiche Sessel, vor dem Fenster Vorhänge aus Spitzen,
ein Schublad- oder ein Hängekasten, an den Wänden Ölfarbendruckbilder, meistens
religiöse Gegenstände, das Herz Jesu und das Herz Mariens oder dergleichen darstellend.
Das Zimmer ist sehr sauber gehalten, blütenweiß getüncht, wenn nicht gar gemalt.
Es wird nur geöffnet, wenn Gäste kommen, aber es sitzt sich dort bei allem Glanz und
Schimmer nicht so gemüthlich und so angenehm wie in der verrauchten und vielfach
einfacheren Familienstube. Hinter dem Hause ist der Hof, der von Wirtschaftsgebäuden
(dem Pferde-, Kuh- und Schweinestall, der Futterkammer und dem Wagenschopsen)
umschlossen wird. Der Schöpsen steht oft frei mitten im Hofe, während die Rückseite des
letzteren durch die Scheune eingenommen wird, durch deren Thor man in den Garten tritt.
Hoch im Gebirge gelegene Dörfer bestehen wohl auch aus zerstreut liegenden, weit
von einander entfernten Häusern, nur hier und da ist eine größere Gruppe derselben
beisammen. Die Felder erstrecken sich dann rings um das Haus; der Besitz des Bauern
besteht nicht aus einzelnen Theilen, sondern bildet ein Ganzes, aber freilich, es ist ein
karger und magerer Boden, der den Schweiß seiner Bebauer nur kümmerlich lohnt.
Die Tagen der Deutschen.
Die Deutschen Mährens haben ihren Sagenschatz bis heute bewahrt, wenn auch
Manches mit den Volkssagen der slavischen Mährer innig verwebt erscheint. Dabei
hat sich in der Seele beider Nationen viel von jenen alten Überlieferungen, welche ihre
Urväter in die neue Heimat mitbrachten, vererbt. Als dann das Christenthum an Stelle
der heidnischen Tempel Kapellen und Kreuze erstehen ließ, traten auch an die Stelle
der alten Götter in die Sage jene bösen Geister ein, welche die kaum dem Heidenthum
abgewonnenen Volksstämme von der neuen Glaubenslehre abwendig zu machen und mit
dämonischer Macht den Menschen zu den schlimmsten Thaten zu verleiten suchten.
Als Reflex dieser Anschauung tritt uns auch in Mähren die Teufelssage in
zahlreichen Gestalten entgegen. So treffen wir an der mährisch-böhmischen Gebirgsgrenze
bei Bogenan die Legende vom Satanas, der hier einen Engpaß mit Steinmassen versperren
wollte, um dem Apostel Cyrillus den Weg in das Böhmerland zur Verkündigung der
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Volume 17
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Mähren und Schlesien
- Volume
- 17
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1897
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.42 x 21.88 cm
- Pages
- 750
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch