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Nakl bei Littau, Lechvitz bei Znaim, Mißlitz bei Kroman, Possitz bei Grußbach,
Groß-Tayax bei Joslovitz, Schöllschitz bei Brünn u. s. f. Letztere scheinen mit den
„Dwargeslöchern" Thüringens gleichbedeutend zu sein. Diese Hausgeister, Zwergeln und
Erdmännchen, im Allgemeinen als Kobolde bekannt, können sich auch unsichtbar inachen.
Bei aller Gutmüthigkeit haben sie die Gewohnheit, die Menschen zu necken oder zu
ängstigen. Werden sie aber gereizt, so rächen sie sich empfindlich, wie z. B. der „Stemmich-
mann", ein Neckgeist in der Gegend um Goldenstein, und der „Hilar" am Karlerberg bei
Eulenberg und die Krokerliese in der Krokerei nächst Mährisch-Altstadt.
Ihnen reihen sich an die männlichen Elementargeister, nämlich die Gnomen,
Erd- und Berggeister, Berg- nnd Wurzelmännchen, auch Grubenhold und Grünhütteln.
Sie wohnen im Schoße der Erde, bewachen die Schätze der Tiefe, sehen wie zu
steinalten Greisen gewordene Knäblein mit großen Köpfen und langen weißen Bärten
aus. Den Körper in ein graues Ledergewand gehüllt, tragen sie ein russiges Schurzfell
uud eine große Kapuze. Treffend schildert das Märchen vom „alten Tiersch" im Kirch-
sprengel Meedl bei Littau die Gestalt: „Es is a Männla sponnalong, — Un Hot a Bärtla
ilenlong." Sie erscheinen aber anch in anderartigen Gestalten, als Kohlenbrenner oder
Jäger. Der Phantasie der Bewohner jener Gegenden, wo ehedem Bergbaubetrieb gewesen
oder noch gegenwärtig blüht, gelten sie als Beschützer der Bergleute. Denn der Bergkönig
will den guten frommen Knappen in der Grube immer wohl. Besonders reich an derartigen
Sagen ist das mährische Gesenke, ferner das Schönhengstler und Jglauer Gebirge. Der
König dieser Gnomen ist der große Berggeist „Altvater" mit dem durchsichtigen Silber-
mantel, den goldenen Hammer in der Hand nnd das von Edelgestein leuchtende Diadem
auf dem Haupte.
Die Bergmanns-Sagen stammen aus jener Zeit, wo die alten Deutschen zuerst
uach Metallen gemnthet und Bergwerke errichtet, dann später Schätze suchende Fremde
ans den Kämmen der Gebirge ihr geheimnißvolles Wesen trieben. Man nannte sie auch
Ruthengänger, welche mit der Wünschelrnthe, einem Gabelzweig vom Haselstrauch, der in
der Johannisnacht geschnitten war, nach Metalladern und verborgenen Schätzen forschten.
Daher die Sage von den einmal im Jahre während der Passion am Palmsonntag,
Charsreitag und Ostersonntag sich öffnenden Bergen und Höhlen mit ihren Schätzen,
und von dem armen Weibe, die ihr Kind mitnahm und es dort niedersetzte, von den
Gnomen Gold und Silber zu Geschenk erhielt, als sie aber zur Zeit, da bereits die Glocken
läuteten, wiederkehren wollte, den Felsen bereits geschlossen fand, in welchem ihr Kind
verblieb, das ihr erst nach Jahresfrist der Berggeist wieder gab. Diese und ähnliche Sagen
knüpfen sich auch an die Höhle bei Bodenstadt im Poschkaner Thal, wo der Zwerg „Apella"
mit einem Brillantendiadem und einem goldenen Apfel in der Rechten residirt, an den
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Volume 17
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Mähren und Schlesien
- Volume
- 17
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1897
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.42 x 21.88 cm
- Pages
- 750
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch