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Schloß auch als Jungfrau im weißen Gewände mit aufgelöstem goldfarbigem Haar
und im zweiten als Gründerin des sogenannten süßen Koches. Unter der Gestalt der
weißen Frau wird Bertha von Rosenberg, anderntheils aber eine Tochter des Zibrid von
Pernstein bezeichnet. Auch in der alten Burg zu Fuluek zeigt sich das Schloßfräulein, um
die Bewohner auf ein Unglück aufmerksam zu machen. Man nennt sie die Klagemutter.
Solche Klagemütter sollen im Kuhländchen an manchen Orten ihre klägliche Stimme durch
mehrere Nächte, wenn ein Unglück bevorsteht, hören lassen. Dann wird die weiße Frau
in der Burgruine zu Neutitschein erwähnt, die einem Hirtenmädchen, das dort Blumen
suchte, erschien und es schnell aus den Ruinen hinweglockte; denn kaum verschwand sie, so
stürzte mit großem Getöse die Burgmauer ein.
Was die vielen geschichtlichen Erzählungen betrifft, welche sich in Mähren an
einzelne religiöse oder profane Begebenheiten, dann an Personen und Kriegsvölker knüpfen,
wie auch über die Gründung einiger Städte, ihre Wahrzeichen und besonders von den
vielen Schlössern und Burgruinen, so müssen wir, da ihr Sagenkreis ja allbekannt, von
deren Aufzählung abstehen und schließlich nur noch des Lindwurmes im Rathhause zu
Brünn gedenken. Im XI. Jahrhundert soll ein gewisser Trut, Gründer der Stadt
Trantenan in Böhmen, durch seine Leute einen Lindwurm, welcher in dortiger Gegend
sich aufhielt, gefangen und die Haut dem iu Brünn anwesenden Herzog Ulrich mit dem
Wunsche geschenkt haben, daß er der Stadt Trantenan zum Andenken einen Felsendrachen
im Wappen zu führen gestatte. Darauf wurde die Haut im Rathhause Brüuus aufgehängt.
Dialecte der Deutschen.
Die deutscheu Mundarten in Mähren gehören zwei großen Sprachgebieten an: dem
oberdeutschen und dem mitteldeutschen. Nur au der Süd- und Nordgrenze des Landes
stehen die Deutschen mit ihren Stammesgenossen in Verbindung, während die über das
Land zerstreuten Colonien rings von Slaven umgeben sind. Im Südlande, dessen Nord-
grenze westlich von Lipolz beginnt, in fast gerader Linie bis Znaim reicht und dann nach
einer nordöstlichen Ausbuchtung bei Eisgrub an die niederösterreichische Grenze gelangt,
herrscht der baierisch-österreichische Dialeet; im Nordlande, um deu Hochschar uud
Altvater, am Oberlaufe der Möhra bis an das rechte Oderufer bei Neutitschein der
schlesische.
Die Bewohner von Südmähren, auch Thayaner genannt, unterscheiden sich hinsichtlich
ihres Dialects von den Stammesgenossen in Niederösterreich nur wenig. Die vocalische
Function des r tritt hier namentlich im Auslaute deutlicher hervor, so daß die Endnng er in
ein charakteristisches a übergeht: Voda --- Vater. Wenn hier ferner einerseits die durch r und
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Volume 17
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Mähren und Schlesien
- Volume
- 17
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1897
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.42 x 21.88 cm
- Pages
- 750
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch