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Runde von Haus zu Haus. Der übrige Zug mit dem König in der Mitte bewegt sich
unterdessen langsamen Schrittes durch das Dorf. Nachdem jene mit der Arbeit des
Einsammelns fertig geworden, schließen sie sich am Ausgang des Dorfes dem Zuge an.
Hinter der Ortschaft entleeren sie den Inhalt des Korbes in eine Butte, welche ihnen ein
Weib von Dorf zu Dorf nachträgt. Jetzt geht es wieder im Galopp zum nächsten Dorfe,
wo sich Alles in derselben Weise wiederholt. Abends kehrt der ganze Zng ins Heimats-
dorf zurück. Von den eingesammelten Selchwaaren bereiten sich die Reiter im Hause des
Königs oder im Wirthshause einen Schwans, wozu ihnen der Vater des Königs für die
Ehre, die seinem Hause durch diese Wahl zntheil geworden, ein Faß Bier schenkt. Trafen
zufällig in einem Dorfe zwei Königszüge zusammen, so suchte einer dem anderen den König
zu entreißen. Gelang es, so wurde der geraubte König in die Gefangenschaft abgeführt
und mußte um ein ziemlich großes Lösegeld losgekauft werden. Das geschah allerdings nicht
ohne einen hitzigen, mitunter blutigen Kampf.
Die Mädchen halten in der Psingstzeit einen feierlichen Umzug mit der Königin.
Dieses Fest wird in verschiedenen Gegenden Mährens verschieden gefeiert. In der
Umgebuug von Brünn findet es an den drei Sonntagen vor Pfingsten statt. Zwei weiß
gekleidete Mädchen, mit Bändern und buntfarbigen Kränzen von Feldblnmen reich
geschmückt, die eine den König (krül), die andere die Königin (krälku) vorstellend, werden
von festlich gekleideten Mädchen, von denen eines den Maibaum trägt, dnrch die ganze
Ortschaft von Haus zu Haus geführt. In der Luudenburger Gegend wird am Pfingst-
montag nnr ein Mädchen als Köuigiu vou vier Mädcheu unter einem Baldachin und mit
zahlreichem Gefolge herumgeführt. In Blatnitz vertreten den Baldachin Lindeuzweige, mit
denen die Begleiterinnen (kiulczvniek^) die Königin überdecke». In einigen Ortschaften
der Hanna wird die Königin dnrch eine festlich gekleidete, mit Bändern und Kränzen
geschmückte Pnppe dargestellt.
In jedem Hause führen die krälvvnielcx einen Reigen auf, und zwar tanzt
entweder der König mit der Königin allein und die übrigen Mädchen singen dazu,
oder, wo die Königin ohne König ist, stellt sie sich in der Mitte des Zimmers unter dein
Baldachin auf und die übrigen Mädchen tanzen paarweise um sie im Kreise herum,
während die Königin sich in umgekehrter Richtung anf derselben Stelle herumdreht.
Die Gesänge sind bald ernsten, bald heiteren Inhalts und haben, sowie auch die Tänze,
verschiedenen Rhythmus. Nach dem Tauze wird eingesammelt und aus dem Erlöse am
nächsten Sonntag ein gemeinschaftliches Mahl bereitet.
Zu den wiederkehrenden Volksfesten kann man auch die Wallfahrten rechnen. Von
den zahlreichen Wallfahrtsorten des Landes sind die besuchtesteu die Gnadeukirchen
Mariens auf dem Berg Hostein, dem Heiligen Berg bei Olmütz, in Wranan, Slonp und
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Volume 17
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Mähren und Schlesien
- Volume
- 17
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1897
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.42 x 21.88 cm
- Pages
- 750
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch