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Kunstsinnes, der hauptsächlich dein schönen Geschlecht der mährisch-slavischen Bevölkerung
eigenthümlich ist und sich besonders in den berühmten und von Autoritäten (Frau
E. Bach, Herr» Jakob von Falke) gewürdigten Stickereien manifestirt.
Die Trachten der mährischen Slaven werden gewöhnlich gleichlaufend mit der
üblichen Stammeseintheilung der mährisch-slavischen Bevölkerung als vier Hanpttypen
unterschieden, und zwar als die der Hannaken, der Walachen, der Slovaken und
der Westmährer oder Horaken. Diesen wäre noch die Tracht der Lachen (von
Frankstadt gegen Teschen) beizufügeil, welche in vielen Punkten der Teschuer Volkstracht
ähnlich war. Nebst jedem dieser Haupttypen gibt es aber noch so viele oft anffallend
verschiedene Unterarten, daß gewissermaßen jeder Kirchensprengel nach seinen feineren
Trachtunterschieden erkannt werden kann. Der zugemessene Raum gestattet uns hier
blos eine Skizze zn entwerfen, welche in den beigefügten Illustrationen ihre Ergänzung
finden mag.
Der wohlhabendste Stamm der mährischen Slaven, die Hannaken, hat oder
vielmehr hatte (noch in den Sechziger-Jahren) natürlicherweise auch die prunkvollste,
wenn auch nicht gerade die kleidsamste Tracht. Wer würde nicht die rothen ledernen
Pluderhosen kennen, wie sie noch jetzt vou den Hannaken am rechten Marchufer bei
Kremsier getragen werden und von denen es im Volksliede heißt:
Ter Hannak hat rothe Hosen i Drin» gleicht er ganz imbestritten
Das weiß man überall, j Wohl einem General!
Diese rothe Hose ist fast die letzte Reliqnie der früheren hannakifchen Tracht. Sie
reicht bis znm Knie und ist ans den Seiten mit bnnter Seidenstickerei geschmückt. Zu ihr
gesellen sich eine blaue oder grüne auf der Brust gestickte, mit Knöpfen gezierte Weste,
eine grüne, gleichfalls gestickte Jacke, glattgewichste Röhrenstiefel, ein schwarzer ziemlich
breiter, mit Pfauenkielen gestickter Gnrt, ein ebenfalls schwarzer früher breitkrümpiger,
mit rotheu Bändern geschmückter Hut und endlich ein langer Mantelkragen aus Hell-
oder dunkelblauem Tuch. Deukeu wir uns zu dieser Tracht noch die stattlichen Körper
unserer biederen Hannaken hinzu, so ist das Gesammtbild ein ganz imposantes. Im
Sommer wird besonders in Tlninalschau und Zählinitz statt des Mantels ein leichter
langer weißer oder schwarzer Nock getragen, im Winter — jetzt nur noch nm Bystritz und
Holleschau — ein langer branner Schafpelz. Zu diesem gehörte natürlich die übliche
Ottermütze, die aber bereits „ausgestorben" ist und durch schwarze Schafpelzmützen ersetzt
wird. Das Haar wird bis jetzt noch in manchen Ortschaften im Nacken lang getragen,
während der übrige Kopf knrz geschoren ist.
Die ursprüngliche Tracht der Hannakinnen hat sich nnr noch in der Umgebung von
Drevohostitz und Bystritz mehr oder weniger erhalten. Einst konnte man ihr in ihrer vollen
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Volume 17
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Mähren und Schlesien
- Volume
- 17
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1897
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.42 x 21.88 cm
- Pages
- 750
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch