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Peter Herbert, geboren zu Fulnek in Mähren, Eonsenior der Brüder in Eibenschitz. Die
von den Ältesten und Dienern der Kirchen der Brüder in Böhmen, Mähren und Polen
1606 in Mähren herausgegebene Sammlung von Kirchengesängen ist die vollständigste;
sie wurde nach der Exilirung der Brüder 1639 zu Lissa in Polen neu gedruckt. 1661 gab
sie Comcnins zu Amsterdam unter dem Titel: „Kirchen- Hanß- und Herzens-Mnsica" in
drei Theilen heraus. Diese drei Sammlungen (sogenannter) böhmischer Hnsitenlieder
nehmen einen beachtenswerthen Platz ein unter den sehr vielen deutschen Gesangbüchern
(gegen das Ende des XVI. Jahrhunderts schon nahe an 200), welche nnter den Dichtern
anch den Jglaner Pastor Sperat zählen. Auch die Wiedertäufer (hutterischeu Brüder),
welche aus der Schweiz, Tirol und anderen deutschen Gegenden im XVl. Jahrhundert
nach Mähren kamen, in Nikolsbnrg, Auspitz, Austerlitz u. a. ihre Hauptsitze hatten und
hier bis zur Ausweisung im Jahre 1622 blieben, hielten viel ans Lieder.
Wir sind bei einer Zeit angelangt, in welcher die staatlichen und kirchlichen
Verhältnisse Mährens eine große Umwandlung erfuhren, da die Macht des bis zur
Rebellion geschrittenen Adels gebrochen, eine absolute Regieruugsform, die doch vom
hohen Adel ausgeübt wurde, und die Alleinherrschaft der katholischen Religion mit Hilfe
der neuen Orden der Jesuiten, Kapuziner, Piaristen n. a. eingeführt, dagegen die
Andersgläubigen zum Beitritt oder zur Auswanderung verhalten wurden. Neben dem
Clerns trat nun auch der Adel als Hauptförderer der Musik auf. Als nach dem dreißig-
jährigen Kriege das Land sich wieder zu erholen begann, bauten, nach dem Beispiel des
kaiserlichen Hofes, die Adelsfamilien Mährens: Liechtenstein, Dietrichstein, Rottal,
Althan, Slavata, Qnestenberg, Podstatzky, die Olmützer Bischöfe n. a. in ihren Pracht-
schlössern eigene Theater , in welchen auch musikalische Produet ioneu zur
Aufführung gelangten. Die Mnsikpflege verpflanzte sich auch in die größeren Städte,
namentlich Brünn, da dem Wnnsche Kaiser Leopolds I. gemäß der Adel wenigstens
während der Wintermonate in den Städten seinen Sitz nahm, wo sich ihm während der
fortwährenden Kriege und feindlichen Einfälle auch mehr Sicherheit und gesellige
Annehmlichkeit darbot. Wie das Kloster Obrovitz bei Brünn die Thronbesteigung
Leopolds l. 1658 mit einem Festspiele feierte, so auch Graf Rottal in seinem Schlosse zu
Holleschau mit einem von Musik begleiteten Scherzspiele. Bei der vom Landeshauptmann
Fürsten Dietrichstein mit 60 Personen aus den höheren Ständen 1665 zu Brünn
ausgeführten Bauernhochzeit wird sich auch Musik haben hören lassen. Die Fürsten
Liechtenstein hielten in ihren Prachtschlössern zu Eisgrub in Mähren und dem angrenzenden
Feldsberg in Österreich eigene Komödianten-Gesellschaften und Musikkapellen. Ein
enthusiastischer Musikfreund war der in Mähren und Böhmen reich begüterte Adam
Graf von Qnestenberg (geboren 1678, gestorben 1752 als der letzte seines Geschlechts),
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Volume 17
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Mähren und Schlesien
- Volume
- 17
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1897
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.42 x 21.88 cm
- Pages
- 750
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch