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Eine andere Stätte derselben bildete das Theater. Znr Zeit, als es dem Wahrer
Sonnenfels mit Unterstützung Kaiser Josefs II. gelang, den Hanswurst von der Bühne
zu verbannen und dieselbe zu einer Bilduugsanstalt für das Volk zu machen, nnd 1776
im Burgtheater, dem vom Hofe erhaltenen deutschen „Natioual-Theater" zu Wien,
ein Institut entstand, welches 30 Jahre später schon als Musterbühne Deutschlands
galt, erfreute sich auch Brünn eines der besten und regelmäßigsten Theater in den
österreichischen Staaten und wurde insbesondere die deutsche Oper hier so gut gegeben
und beliebt, daß sie Kaiser Josef selbst nach Wien verpflanzte, wo 1778 die erste deutsche
Oper: „Die Bergknappen" mit Beifall aufgeführt wurde. Begünstigt durch die Berührung
mit dem uaheu Wien, erhielt sich das Theater in Brünn auf gleicher Höhe mit jeueu in
anderen größeren Provinzial-Hanptstädten. Auch in den Theatern, die mittlerweile zu
Olmütz, Jglau und Znaim entstanden waren, wurde nach Kräften neben dem Schauspiel
Musik gepflegt. In Brünn machten sich die drei Brüder von Blumenthal und der Theater-
Kapellmeister Josef Strauß im Verein um die Musikzustände verdient, bewirkte der
Kapellmeister und Compositenr Gottfried Nieger die Aufführungen großer Tonwerke.
Seit etwa dem Jahre 1830 begann Michael Graf von Bukuwky in Brünn seine
ausgedehnte und intensive musikalische Wirksamkeit, welche unentwegt als Endziel die
Gründung eines Musikvereius anstrebte. Das Trifolium Eduard Streit, Josef Andreas
Nowotny und Gottfried Nieger repräfeutirte die artistische Leitung der musikalischen
Aufführungen, welche Graf Bukuwky veranstaltete. Um den Sinn für strenge Musik zu
beleben, zu verbreiten und vertiefen, rief Graf Bukuwky nach dem Vorbilde Wiens einen
Cyklus von sogenannten ,Lvr>certs spiriwels" ins Leben. Ein Eomiti, von ihm, Baron
Forgatsch, Med. Dr. Jeitteles und Großhändler Hanpt gebildet, setzte 1839 und 1840
Eoucerte ins Werk, welche durch den Aufschluß der zumeist classische» Kunstschätze tiefgreifend
wirkten. Als Bukuwky 1841 auf das Laud übersiedelte, bildete sich ein gesellschaftlicher
Verein, welcher recht hübsche Concerte gab, aber nur kurze Dauer hatte; das Musikleben
zog sich in die Privatcirkel zurück. Als Bukuwky 1851 wieder nach Brünn kam, bildeten vier
kunstbegeisterte junge Männer: Brand, Pegscha, Krizkowsky uud Burzina, ein Streich-
quartett, von welchen der zweite, Chorherr im Angnstinerkloster St. Thomas, ein gebildeter
Mnsiker und Compositeur, die Studien leitete. ^Die gediegenen Leistungen des Quartetts
veranlaßten Bukuwky, einen Cyklus von Quartett-Soireen (1852 bis 1857) zu veranstalten,
welche die lebhafteste Theilnahme fanden und ihren namhaften Reinertrag wohlthätigen
Zwecken überließen. Mit dem fortschreitenden künstlerischen Aufschwung dieser Qnartette,
welchen Klavier- uud andere Ensemblewerke der Kammermusik eingeschaltet wurden,
steigerte sich auch das Interesse dafür uud der Audraug des Publikums. Sie endeten zwar
1857 in Folge der Übersiedlung Pegschas nach Olmütz, aber ihre Nachwirkung hielt an.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Volume 17
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Mähren und Schlesien
- Volume
- 17
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1897
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.42 x 21.88 cm
- Pages
- 750
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch